Wichmannsdorf

Landkreis Uckermark

wichmannsdorf_suedwest

Indirekt erscheint das Dorf erstmals 1313 in den schriftlichen Quellen, direkt dann als Wychemanestorp 1321. Das Landbuch Kaiser Karl IV. verzeichnet eine Ausstattung von 64 Hufen. Die Einkünfte gehen an die Markgrafen und die Brüder von Wichmannsdorf. Doch in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts wird die Dorfstätte in den Jahren 1472 und 1486 als wüst bezeichnet.

Dieser Umstand erklärt gut die Beobachtungen, die sich an der heutigen Kirche machen lasse. Das Erscheinungsbild des über Dorf und See auf dem Friedhof liegenden Baus wird hauptsächlich durch neuzeitliche Umbauten geprägt. Er besteht aus einem leicht über Schiffsbreite ragenden querrechteckigen Westturm sowie die Schiff mit Dreiseitenschluss. Im Süden trifft man auf eine neuzeitliche Eingangshalle, auf der Nordseite findet sich eine wohl bauzeitliche Sakristei. In deren Westwand wurde ein Findling beachtlicher Größe vermauert. Die Längsseiten von Schiff und Turm ruhen auf einem gefasten Sockel, wie er für die mittelalterlichen Kirchen der Uckermark fast schon typisch ist. Turm und Schiff zeigen das übliche regelmäßige Feldsteinmauerwerk der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Dagegen ist das Mauerwerk der von 2 Strebepfeilern gestützten Westfront wie auch des polygonalen Schlusses unregelmäßig und stark mit Backsteinbruch durchsetzt.

wichmannsdorf_grundriss

Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Wichmannsdorf
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.2. Kreis Templin. 1937. S. 162, Abb. 148

Sämtliche Fenster wurden verändert. Auf der Südseite schneidet die dortige Eingangshalle ein kleines vermauertes Fenster. Hier liegen auch 2 zugesetzte Spitzbogenportale.
Die noch erkennbaren mittelalterlichen Merkmale wie Grundriss und Mauerwerksqualität, dazu der gefaste Sockel, erlauben eine Einordnung des Baus in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die spätestens um Mitte des 15. Jahrhundert einsetzende Wüstungsphase sorgte dann für den langsamen Verfall des Gotteshauses. Der Wiederaufbau begann wohl zu Beginn es 18. Jahrhunderts. Bekannt ist, dass im Jahr 1724 der Polygonale Chor angefügt wurde. Zu dieser Zeit scheinen auch die Fenster ihre heutige Form bekommen zu haben. Eine Brandkatastrophe im Jahr 1892 traf besonders den Westteil. Der heutige markante neoromanische Backsteinoberbau sowie die Südhalle stammen aus dieser Zeit.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.2. Kreis Templin. 1937.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …