Weißensee

Berlin

Vom mittelalterlichen Bau nicht viel geblieben: Die völlig umgebaute Dorfkirche Weißensees

Indirekt erscheint das Dorf erstmals 1242 durch die Erwähnung eines Conradus de Widense. Direkt als Wittenze dann im Jahr 1313. Die erste indirekte Erwähnung dürfte sich zeitlich nah an der Gründung der Siedlung nördlich vor den Toren der Doppelstadt Berlin/Cölln bewegen. Der Name stammt vom gleichnamigen Weißen See entlang dessen Ostufer sich der Ort erstreckte.

Leicht erhöht östlich über dem Dorf liegt die Kirche. Von deren mittelalterlichen Gestalt sind nach Schäden im Dreißigjährigen Krieg und zeitweisem Wüstfallen sowie einer ganzen Reihe von Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert, nur noch einige interessante Rudimente geblieben. So zeigt der Turmunterbau im Westen ein relativ lagiges Feldsteinmauerwerk, dass nicht völlig neuzeitlich zu sein scheint. Auf der Nordseite liegt älteres großformatigeres Backsteinmaterial mit deutlichen Verwitterungsspuren über einem Sockel neuzeitlicher Ziegel. Es sieht ganz so aus, als wären beim Umbau des 19. Jahrhunderts alte Backsteine hier bewusst wieder verwandt worden. Dafür spricht auch auf der Südseite der aus Formstein gebildete Spitzbogen. Absichtlich ließen hier wohl die Bauleute Elemente des mittelalterlichen Kirchenbaus überleben. Dieser scheint ursprünglich aus einem Feldsteinturm und anschließendem Backsteinschiff bestanden zu haben. Ein alter Stich, wohl aus dem 18. Jahrhundert, zeigt einen eingezogenen verbretterten Turmaufsatz. An der Westfront befand sich nach dieser Abbildung ein großes Spitzbogenportal. Unklar ist, ob der erhaltene Bogen auf der Südseite von dort stammt oder den ehemaligen Platz des Gemeindeportals markiert.
Belegt ist, dass die Kirche 1822 einen neogotischen Turmaufsatz bekam. Dies dokumentiert eine Skizze Heinrich Wohlers, damals Schüler einer Berliner Gewerbeschule, vom 20. Mai 1834. Deutlich sind darauf der Feldsteinunterbau des Turms im Westen und die damals verputze nördliche Seitenwand zu sehen. Hier findet sich auch eine Blende in den Abmessungen der Fenster mit einem doppelten Spitzbogen als Abschluss. Genau diese Struktur, jedenfalls zwei nebeneinanderliegende Spitzbögen haben sich im Norden erhalten. 1863 verlängerte man das Schiff nach Osten. In den Jahren 1899/1900 kam das Querschiff und die fünfseitige Apsis dazu. Nach einem Bombenangriff 1943 brannte die Kirche völlig aus. Der Turmaufsatz im schinkelschen Stil stürzte ein und wurde in den Jahren 1948/49 in einfacherer Form wieder errichtet.

nach:

Alte Berliner Dorfkirchen. Die Zeichungen von Heinrich Wohlers. Hrsg.: Renate und Ernst Oskar Petras. 1988. Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

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