Vehlin

Landkreis Prignitz

Relativ spät, nämlich erst 1448 taucht vellyn in den schriftlichen Quellen auf. Der sich aus dem Slawischen ableitende Name dürfte auf einen Mann namens Wela – vielleicht der Gründer – zurückgehen.
Die Vehliner Kirche ist trotz oder vielleicht sogar wegen einiger späterer, sich aber ins Gesamtbild einfügender, Veränderungen ein sehr harmonisch wirkender schöner Bau. Sie besteht aus wuchtigem schiffsbreitem Westturm und Schiff mit geradem Ostabschluss. Deutlich sichtbare Baunähte, im Süden auch eine Backsteinkante an der Westecke des Schiffs, weisen darauf hin, dass beide Architekturteile nicht gleichzeitig entstanden sind. Lässt sich noch am Schiff, wenn auch nicht immer auf den ersten Blick, eine gewisse Reihung der einfach gespaltenen Feldsteine erkennen, so ist das Mauerwerk des Turms vollkommen unregelmäßig. Besonders im unteren Bereich finden sich hier große Blöcke und der mosaikartige kleinteilige Backsteinbruch, wie er sich häufig an Bauten des späten Mittelalters beobachten lässt. Ebenfalls typisch für die Spätgotik im ländlichen Raum sind die Backsteinkanten des Turms und der backsteingefasste Blendschmuck auf der Südseite. Das abschließende Glockengeschoss wurde in Backstein-Fachwerk Technik errichtet und mit einem Pyramidendach bekrönt.

Am Schiff lassen sich am erhaltenen steinsichtigen Putz noch die Reste von Fugenritzungen beobachten. Die Fenster wurden rundbogig vergrößert. Gemeindeportal und Priesterpforte liegen beide auf der Südseite. Im Gegensatz zur ebenfalls dort befindlichen Zugang zum Turm, bei dem wie üblich eine Spitzbogenblende eine Stichbogenpforte umfasst, ist es am Schiff genau umgekehrt. Das mittelalterliche Backsteinformat der Laibungen, deutlich größer als bei den darüber liegenden veränderten Fenstern, zeigt aber, das diese Öffnungen mit Sicherheit bauzeitlich sein dürften.
Im Osten trifft man lediglich auf 2 kleine Spitzbogenfenster. Ein mittleres fehlt und befand sich dort wohl auch nie. Ein ähnliches Erscheinungsbild bieten die Kirchen in Reckenthin und Söllenthin. Wahrscheinlich wurde hier bereits dem Umstand Rechnung getragen, dass sich auf den Altartischen zunehmend Aufsätze mit geschnitzten Figuren befanden, welche die älteren Mittelfenster der Dreifenstergruppen verdeckten und so auch überflüssig machten. Interessant ist auch bei allen 3 Kirchen die in der Mitte darunter liegende Stichbogennische. Möglich das hier Lichter oder bildliche Darstellungen ihren Platz fanden.
Das Mauerwerk des Schiffs und die beschriebenen Gestaltungselemente sprechen für eine Errichtung im späteren 14. Jahrhundert. Erst im darauffolgenden Saeculum folgte der Turm. Für eine derartige Konstruktion relativ alt ist das Glockengeschoss aus dem 16. Jahrhundert. Von der Balkendecke im Innern, geschmückt mit farbigen Motiven aus der Volkskunst, 1992 erneuert und ergänzt, liegt ein Dendrodatum vor: 1670/75 +/-10. Zu dieser Zeit dürften auch die seitlichen Fenster umgestaltet worden sein.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …