Thomsdorf

Landkreis Uckermark

thomsdorf_suedwest

1393 wird der Ort als Tubenstörpe, 1420 als tobenstorpe erwähnt. Ableiten lässt sich der Name vom Personennamen Toben, der wieder eine slawisierte Form des christlichen Tobias darstellt. Stimmt diese Deutung, so wäre der Ortsname an sich schon ein wertvolles Dokument für die gesellschaftlichen Prozesse in der Zeit des Landesausbaus und der Interaktion zwischen den slawischen und christlich-deutschen Beteiligten.
Thomsdorfs Kirche besteht aus querrechteckigem Westturm und Schiff mit geradem Ostabschluss. Allerdings hat der Turm seinen wie auch immer gearteten Aufsatz verloren und ist äußerlich nicht mehr erkennbar, zumal sich über der Westwand ein normaler Dreiecksgiebel erhebt.

Das Gotteshaus, errichtet aus regelmäßigem Feldsteinmauerwerk, umzieht ein gefaster Sockel. Im Süden wurde eine Fachwerkhalle angefügt, das Läutwerk befindet sich in einem ähnlichen Bau vor der Ostwand. Auf der Nordseite lassen sich Spuren eines abgerissenen Sakristeianbaus beobachten.
Alle Fenster wurden rundbogig verändert und besitzen Backsteingewände. Teilweise sind aber noch die Reste der ursprünglichen Öffnungen vorhanden. Im Osten ist die ehemalige Dreifenstergruppe noch zu erkennen. Im Giebel darüber findet sich eine gestaffelte und deren Form angepasste Blendengruppe.
Auf der Westseite liegt ein repräsentatives Zweistufenportal. Das Gemeindeportal auf der Südseite ist vermauert, die Priesterpforte daneben verbirgt sich hinter dem Anbau.
Durch diese und die sie verschließende Holztür, laut Inschrift aus dem Jahr 1580, gelangt man in den bemerkenswerten Innenraum der Kirche. Hier fällt im Westen der große spitzbogige Verbindungsbogen zur Turmhalle auf – später vermauert und durch eine kleine Tür ersetzt. Die Wände werden von einer größerer Anzahl farbiger und kleiner schwarzer Weihekreuze geschmückt. Letztere wurden erst, zusammen mit Resten figürlicher Malereien, bei Restaurationsarbeiten nach einem Brand im Jahr 1990 aufgedeckt.
Größter Schatz der Thomsdorfer Kirche dürfte ihr spätgotischer Flügelaltar sein. Der Schrein zeigt Maria im Strahlenkranz, flankiert von der Heiligen Katharina und einem Bischof. In den seitlichen Flügeln finden sich je 6 männliche und weibliche Heilige, z.T. durch Attribute identifiziert als: Georg, Barbara, Dorothea, Antonius, Margaretha, Maria Magdalena, Jakobus und Petrus. Über dem Altar, der Ende des 15. Jahrhunderts entstand und in den Jahren 1948-50 restauriert wurde, erhebt sich ein Kruzifix vom Anfang des 16. Jahrhunderts.
Mauerwerksausführung und Form der Portale erlauben eine Einordnung des Baus in die 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts. Um 1700 fanden entscheidende Veränderungen statt. Man entfernte den Turmaufsatz und vergrößerte die Fenster. Gleichzeitig wurde die Eingangshalle im Süden errichtet.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.2. Kreis Templin. 1937.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

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