Steinkirchen

Landkreis Oberspreewald-Lausitz

steinkirchen_norden

Erst relativ spät, nämlich 1399, erscheint Steynkirchen in den schriftlichen Quellen. Der Name bezieht sich, wie kaum anders zu erwarten, auf das Gotteshaus des in unmittelbarer Nähe zu Lübben am Rand des Spreewalds gelegenen Dorfes. Beim Betrachten der Karte stellt man fest, dass sich im unmittelbaren Umfeld Steinkirchens kein weiteres Dorf mit einer mittelalterlichen Feld- oder Backsteinkirche befindet. Dies dürfte für die Namensgebung bestimmend gewesen sein.

Dazu haben wir es bei dem auf dem Friedhof gelegenen Bauwerk mit einer in mancher Hinsicht besonders interessanten Erscheinung zu tun. Den Grundriss bilden ein verbretterter quadratischer Westturm mit geknicktem Pyramidendach, das Schiff sowie der langgestreckte eingezogene Chor mit geradem Ostschluss. Auf der Südseite des Chors findet sich noch ein verputzter neuzeitlicher Anbau. Schiff und der westliche Teil des Chors wurden aus Backsteinen mittelalterlichen Formats errichtet, der anschließende Chorteil aus lagen relativ regelmäßig bearbeiteter Feldsteine, größtenteils im Wechsel mit kleinteiligen Zwicklagen. Den Backsteinbereich von Schiff und Chor umzieht ein ca. 1,2 m hoher Sockel mit Formsteinfase.
Auf der Nordseite des Schiffs trifft man auf ein vermauertes Portal, dessen erhaltene Umrisse eine zeitliche Einordnung aber nicht mehr gestatten. Hier kann man aber davon ausgehen, dass es sich um das frühere Gemeindeportal handelt. Direkt vor der Baunaht zwischen Back- und Feldsteinbereich des Chors liegt eine leicht vortretende, ebenfalls zugesetzte spitzbogige Priesterpforte mit Begleitbogen. Spitzbogig und mit Begleitbögen versehen sind auch die drei schmalen Lanzetten auf dieser Chorseite. Weiter im Westen hat sich noch ein kleines zugesetztes Rundbogenfenster erhalten. Rundbogig, wenn auch wohl mit neuzeitlich erneuerten Abschlüssen, sind auch die Fenster der Schiffslängseiten. Was sich auf der Nordseite beobachten lässt wiederholt sich im Süden. Die wieder am Ende des Backsteinbereichs gelegen Pforte wurde hier allerdings stichbogig verändert. Hier finden wir diesmal vier spitzbogige Lanzetten mit Begleitbögen. Die gleiche Gestaltung weisen auch zwei Öffnungen der gestaffelten Dreifenstergruppe im Osten auf.
Im Innern wurde nach der Reformation das Schiff profaniert und seit 1950 als Gemeinderaum genutzt. Im Chor haben sich noch Reste mittelalterlicher Wandmalereien des 15. Jahrhunderts erhalten. Dargestellt ist Christus als Weltenrichter. Dazu schmücken Ranken die Fensterlaibungen. Zur Ausstattung gehört weiter ein Kruzifix aus der 2. H. des 15. Jh. über dem Durchgang zum Schiff und eine Ecce-homo-Figur ebenfalls aus dieser Zeit.
Den ältesten Teil der Kirche bilden seine Backsteinteile. Eine im Innern beobachtete Abbruchstelle deutet auf das frühere Vorhandensein einer halbrunden Apsis im Osten. Somit handelte es sich wohl bei dieser Kirche ursprünglich um eine spätromanische Anlage des sogenannten vollständigen Typs. Auf die frühe Errichtung, wahrscheinlich in der 1. H. des 13. Jh. deutet auch das erhaltene Rundbogenfenster auf der Chornordseite. Die Verwendung von Backstein als Baumaterial, zu dieser Zeit im ländlichen Kirchenbau äußerst selten, dürfte mit der Nachbarschaft Lübbens und dortiger Ziegelproduktion zu erklären sein. Den Turm des Baus darf man sich vielleicht ähnlich der heutigen, neuzeitlichen Holzkonstruktion vorstellen. Wohl noch im 13. Jh. erfolgte die Verlängerung des Chors. Warum Backstein jetzt nur noch bei den Fensterlaibungen Verwendung fand, bleibt ungeklärt. Zum Glück für den optischen Gesamteindruck der Kirche blieb sie von barocken oder späteren neuzeitliche Umgestaltungen verschont. Einzig im Süden wurde eine Gruft an den Chor gefügt. Letzte Restaurationsarbeiten erfolgten zwischen 1991 und 94.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …