Sieversdorf

Landkreis Oder-Spree

Ein Apsissaal mit querrechteckigen Westturm: Absolut selten in Brandenburg
Ein Apsissaal mit querrechteckigen Westturm: Absolut selten in Brandenburg

Ein Claus sifridstorff wird 1353 erwähnt, womit das Dorf erstmals indirekt in den Quellen erscheint. Noch im gleichen Jahrhundert – 1393 – erfahren wir, dass ein Ritter Heinrich Stranz zu Siversdorf ansässig ist. Das bischöfliche Schoßregister von 1460 berichtet dann: Syberstorff hot 64 Hubin, Strantz hat daz Gerichte met 8 Huben, dor zu 10 Huben frey zu Dinste. 64 Hufen, das ist eine reichliche Landausstattung, die wohl auf die Gründung der Siedlung im 13. Jahrhundert zurückgeht. Damals könnte ein Siegfried als Lokator der Namensgeber gewesen sein. Interessant ist dabei, dass die beiden benachbarten Dörfer Petersdorf und Jacobsdorf ebenfalls nach Trägern von im deutschen Raum vorkommenden Namen benannt wurden.

Zur reichen Hufenzahl passt auch das Sieversdorfer Gotteshaus, nicht unbedingt in seinen Ausmaßen aber in der qualitätsvollen Ausführung. Es liegt auf dem von einer neuzeitlichen Feldsteinmauer umgebenen Friedhof. Das Bauwerk besteht aus schiffsbreitem, querrechteckigem Westturm, Schiff und einer halbrunden Apsis als Abschluss. Äußerlich ist damit der Chor nicht abgesetzt. Sind Apsissäle schon selten, so ist in unserem Gebiet ein derartiger Saal mit bauzeitlichem Turm schon fast ein Unikum. Das Turmoberteil ist eingezogen, verbrettert und wird von einem Pyramidendach abgeschlossen. Auf der Nordseite findet sich ein Fachwerkanbau. Alle anderen Bauglieder zeigen hauptsächlich sehr regelmäßiges Feldsteinmauerwerk. Nur der Ostgiebel und die Westfront wirken unregelmäßig. Zusätzlich stützen zwei moderne Backsteinstrebepfeiler hier die Konstruktion. Es scheint also im Lauf der Zeit Stabilitätsprobleme am Turm gegeben zu haben.
Sämtliche Fenster wurden neuzeitlich verändert, dass Mittelfenster der Apsis vermauert. Erhalten hat sich aber im Westen das eher bescheiden wirkende das Zweistufenportal. Auf der Nordseite des Schiffs sind noch Spuren einer hier wohl ursprünglich vorhandenen Sakristei zu erkennen.

sieversdorf_grundriss

Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Sieversdorf
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. IV, 1. Lebus. 1909

Im Innern wurde der verbindende Spitzbogen zwischen Turm und Schiff vermauert. Stammt der größte Teil der Ausstattung aus dem 17. Jahrhundert, so sei auf den wenigstens in Teilen spätgotischen Schnitzaltar verwiesen. Im Mittelteil wird die Auferstehung Christi dargestellt, während die Flügel 12 Heiligenfiguren aus dem 1. V. des 15. Jahrhunderts zeigen.
Mauerwerk und Grundriss weisen die Kirche mit Sicherheit ins 13. Jahrhundert. Bekannt sind Schäden durch den Dreißigjährigen Krieg. Beim Neuaufbau in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts – die Wetterfahne zeigt die Jahreszahl 1683 – bekam das Bauwerk sein heutiges Turmoberteil und den Anbau im Norden sowie den Großteil seiner Innenausstattung.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. IV, 1. Lebus. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …