Selchow

Landkreis Dahme-Spreewald

Beeindruckend: Der mächtige Westturm

Erstmals erwähnt wird Selichow 1372. Wie bei vielen Siedlungen Brandenburgs ist der Name slawischen Ursprungs und geht zurück auf einen Mann namens Schelich. Ein deutliches Zeichen für die nicht zu unterschätzende Rolle, die die alteingesessene Bevölkerung beim Landesausbau spielte. Drei Jahre später, 1375, verfügt der Ort laut Landbuch über 57 Hufen, von denen allerdings 9 wüst liegen. Es sind 8 Kossäten ansässig, ein Krug vorhanden.

Bei Selchows Kirche fällt zuerst der mächtige querrechteckige schiffsbreite Westturm ins Auge. Bis zur Traufhöhe des Schiffs wurde er, wie Schiff und eingezogener Chor mit geradem Ostabschluss, aus Lagen regelmäßiger Feldsteinquader errichtet. Ebenfalls aus Feldstein bestehen die Kanten. Oberhalb der Traufhöhe wird das Turmmauerwerk unregelmäßig und die Kanten von etwas mehr als dem letzten Drittel sind aus Backstein. Der Zugang erfolgt im Westen durch ein zweistufiges Spitzbogenportal.
An der Südseite des Chors befindet sich eine Patronatsloge aus Mischmauerwerk, unter einem gemeinsamen Dach mit diesem. Die Reste der Dreifenstergruppe, deren Mittleres barock verändert wurde, während man die Äußeren vermauerte, sind noch gut erkennbar. Vergrößert wurden auch die Fenster an Schiff und Chor. Auf der Südseite sind noch 2 der ursprünglichen Schiffsfenster in vermauerten Zustand vorhanden.
Nach Mauerwerksausführung und Grundriss gehört die Selchower Dorfkirche ohne Zweifel ins 13. oder an den Beginn des 14. Jahrhunderts. Laut „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg.“ (Dehio 2000) überschneidet der Turm ein westliches Fenster am Schiff. Da beide Bauglieder ungefähr zeitgleich sind, muss es schon während der Errichtung zu einer Planungsänderung gekommen sein. Ein vielleicht ursprünglich hölzerner Westturm wurde durch eine Feldsteinvariante ersetzt. Diese Beobachtung weist darauf hin, dass, warum auch immer, plötzlich erheblich größere Geldmittel für den Bau zur Verfügung standen. Vielleicht ein Indiz für den beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung in askanischer Zeit. Dieser Turm erlebte dann, noch im späten Mittelalter, zwei weitere Ausbauphasen, bei denen er jedes Mal an Höhe gewann.
Um 1700 erfolgte der Logenanbau und wurden wohl auch die Fenster vergrößert. Möglichweise entfernte man damals auch der Triumphbogen im Innern. Aus dem Mittelalter hat sich noch ein hölzernes Kruzifix vom Ende des 15. Jahrhunderts erhalten.
In den Jahren 1972/73 wurde die Kirche restauriert.

nach:

Kunstdenkmäler des Kreises Teltow. Berlin 1941
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Fischer 2005

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …