Schlabendorf

Landkreis Dahme-Spreewald

Südseite: Alle Fenster, außer die Schallöffnungen des Turms, wurden barock verändert

Eine Urkunde Markgraf Dietrichs von Meißen aus dem Jahr 1210 erwähnt einen Weinberg bei Zlawwrendorf, den bereits Markgraf Konrad an die Dobrilugker Zisterzienser vergeben hatte. In den Jahren 1234 und 1298 erscheinen die Ritter Zeprandus de Zlaborendorp und Guntherus de Slaberndorf auf Urkunden des Klosters. Nach Fischer 2005 handelt es sich um einen Mischnamen, der auf einen Mann Slawobor verweist. Möglich wäre natürlich auch die Deutung in den Kunstdenkmälern 1917 als Slawendorf. Beides deutet auf die nicht zu unterschätzende Rolle der wendischen Vorbevölkerung beim Ausbau der ostelbischen Gebiete.

Schlabendorfs Kirche besteht aus quadratischem eingezogenem Westturm und Schiff mit geradem Ostabschluss. Auf der Nordseite findet sich ein neuzeitlicher Anbau. Den Turm stützen an seinen Westecken zwei nachträglich angefügte Strebepfeiler. Das Mauerwerk von Turm und Schiff besteht hauptsächlich aus relativ kleinteiligem Feldsteinmaterial, welches eine gewisse Lagigkeit aufweist. Tritt am Schiff schon etwas Raseneisenerz auf, so wurde der obere Teil des Turms fast gänzlich aus diesem Material errichtet. Nur für die Kanten des Glockengeschosses, die Gewände der spitzbogigen und paarigen Schallöffnungen sowie den als Schmuckelement angebrachten Blenden zwischen den Öffnungen im Westen kam Backstein zum Einsatz. Ziegel sind auch das Material für Fenster und Portale. Allerdings wurden die seitlichen Fenster stichbogig vergrößert. Dagegen haben die Öffnungen der Dreifenstergruppe im Osten ihre ursprüngliche Form bewahrt. An ihren mehrfach gestuften Gewänden kam fast schon filigran zu nennender Formstein zum Einsatz.
Alle Zugänge des Bauwerks liegen auf seiner Nordseite. Turmpforte, Gemeindeportal und Priesterpforte haben Spitzbogenabschlüsse und teilweise mehrfach gestufte Backsteingewände. Besonders fällt hier die Gestaltung der Priesterpforte ins Auge. Über ihr sind noch die Reste eines früheren Schutzdachs erkennbar. Ihr Gewände, jedoch auch die der anderen Zugänge, zeigen eine größere Anzahl von Schälchen und Rillen. Hier wird angenommen, dass die Gläubigen durch Bohren und Schaben Ziegelstaub gewannen, dem sie eine schützende oder heilende Wirkung zuschrieben.
Im Innern des Gotteshauses findet sich noch ein Kruzifix der Zeit um 1500 sowie im Pfarrhaus die Schnitzfigur einer trauernden Maria.
Ausgehend von Grundriss, Mauerwerksqualität und Form der erhaltenen Fenster und Portale wurde die Kirche wohl gegen Ende des 14. oder in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtet. Deutliche horizontale Baunähte am Turm sprechen für eine phasenweise Entstehung. Das heutige Glockengeschoss dürfte dabei erst, wie auch die Gewände der Dreifenstergruppe im Osten, im späten 15. Jahrhundert dazu gekommen sein. Um 1700 wurden die seitlichen Fenster vergrößert, im Nordosten eine Patronatsloge angefügt und das gesamte Bauwerk verputzt. Ein weiterer, nun neogotischer Anbau kam in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, ebenfalls auf der Südseite, hinzu. 1991 restaurierte man das Äußere der Kirche, wobei wohl der größte Teil des verwitterten barocken Putzes entfernt wurde, so dass nun wieder Feld- und Raseneisenstein das Erscheinungsbild bestimmen.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 5.1. Kreis Luckau. 1917.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …