Rossow

Landkreis Ostprignitz-Ruppin

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Erstmals erwähnt wird das Dorf im Jahr 1330 als Rossouw. Es ist ein Name, der sich aus dem Slawischen ableiten lässt und auf einen Mann, vielleicht der Gründer, namens Ros oder Rosch verweist.
Die Rossower Kirche steht auf dem Dorfanger. Es ist ein massig wirkender Rechtecksaal. Im Westen wurde diesem, ohne bauliche Verbindung, ein hoher verbretterter Glockenturm vorgesetzt. Das Mauerwerk des Baus ist unregelmäßig, bei den Kanten wurde Backstein verwand. An den Ecken stützen Strebepfeiler aus Ziegeln neuzeitlichen Formats, wobei die im Osten vielleicht im Kern schon im späten Mittelalter angefügt wurden. Auf der Südseite trifft man auf eine neuzeitliche Eingangshalle aus Backstein.

Einige der ziegelgefassten Fenster wurden korbbogig verändert, andere zeigen Rundbogenabschlüsse. Die gilt auch für die beiden Öffnungen im Osten, unterhalb derer sich eine kleine stichbogige Nische findet. Diese nahm wohl ursprünglich ein Licht oder eine Figur auf. Darüber erhebt sich, von Fialen bekrönt, der steile Ostgiebel mit seinem in zwei Reihen angeordneten Stichbogenblenden. Der ursprüngliche Zugang auf der Südseite wird heute durch die Vorhalle verdeckt.
Im Innern haben sich Teile von bauzeitlichen Wandmalereien erhalten. Das bemerkenswerte Stück der Ausstattung ist jedoch die Altarretabel an der Westwand. Nach einem Dendrodatum wurde das für sie verwandten Eichenholz um 1304/6 gefällt. Ursprünglich stammt sie wohl aus dem Havelberger Dom, befindet sich seit 1607 in Rossow und wurde in den Jahren 1961-64 restauriert. Im Mittelteil findet sich die Marienkrönung mit Maria und Jesus als Sitzfiguren, darunter vor goldenem Grund eine Kreuzigungsgruppe. Eingefasst werden die Szenen, zu denen auch Löwen, Engel, Cherubine sowie Jesaias und Jeremias gehören, von Schnitzfiguren der zwölf Apostel. Auf den bemalten Flügelinnen- und Außenseiten wurden Szenen aus dem Leben Jesu sowie acht Heilige dargestellt.
Unregelmäßiges Mauerwerk, die Verwendung von Backstein und die gedrungen rundbogige Form weist das Rossower Gotteshaus an den Ausgang des Mittelalters in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Dafür spricht auch die Art der erhaltenen Wandmalereien und die Abkehr von der traditionellen Dreifenstergruppe im Osten. Durch die längst üblichen Hochaltäre wurde das Mittelfenster nutzlos, in vielen Kirchen zugemauert oder gar nicht mehr ausgeführt. Eine Originalinschrift im Innern informiert, dass die barocke Umgestaltung eines Teils der seitlichen Fenster 1710 erfolgte. Der Turm war schon 1684 errichtet worden. Insgesamt liefert die Kirche einen guten Eindruck spätmittelalterlicher Baukunst im ländlichen Raum.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.3. Kreis Ruppin. 1914.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005.

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