Landkreis Oberhavel
Indirekt taucht das Dorf mit der Erwähnung eines Albertus de Rennebeck 1290 erstmalig auf. Beim Ortsnamen handelt es sich um eine Übertragung von gleichnamigen Rönnebeck bei Stendal im heutigen Sachsen-Anhalt. Der Name kommt ursprünglich aus dem Mittelniederdeutschen und bedeutet so viel wie „Siedlung an einem Wasserlauf.“
Rönnebecks Kirche ist ein wirklich beeindruckendes Bauwerk aus querrechteckigem Westturm in Schiffsbreite und Schiff mit geradem Ostabschluss. Beide Bauglieder wurden aus regelmäßigem Feldsteinmauerwerk errichtet, wie es für das 13. Jahrhundert typisch war. Ein Anbau an der Nordwand des Schiffs mit seinem unregelmäßigem Mauerwerk sowie einem Zugang mit Korbbogenabschluss dürfte erst aus dem späten Mittelalter, wenn nicht sogar der Zeit des Barock stammen. An der Ostseite findet sich die typische Dreifenstergruppe aus langgestreckten Spitzbogenfenstern. Die Fenster der Seitenwände wurden im 18. Jahrhundert verändert. 1912 erneuerte man das ebenfalls aus barocker Zeit stammende Pyramidendach des Turms. Bemerkenswert an der Anlage ist auch die spätgotische Friedhofsmauer mit ihren beiden Toren im Osten und Westen.
Das Besondere an dieser Dorfkirche ist allerdings ihr Turm. Oft wird den trutzig wirkenden Feldsteinkirchen, gerade in älteren Publikationen und Beschreibungen, die Funktion von Wehrbauten zugeschrieben. Für die Wahrnehmung derartiger Aufgaben scheinen dabei nicht nur die massive Bauweise, sondern auch eine Reihe von Einrichtungen zu sprechen, die ein Blockieren der Zugänge von Innen gegen unerwünschte Eindringlinge gestatten, wie sie z.B. an der Dorfkirche von Berlin-Blankenburg zu beobachten sind. In den meisten Fällen dürften die Gotteshäuser aber nur als zeitlich sehr begrenzte Zuflucht für die Dorfbewohner gedient haben, was bei der Art hochmittelalterlicher Kriegsführung und dem weit verbreiteten Fehdewesen normaler Weise auch genügt haben dürfte.
Rönnebeck könnte hier fast schon eine Ausnahme bilden. Das Portal im Westen stammt erst aus dem späten Mittelalter. Davor war der einzige Zugang zum Obergeschoss des Turms eine oberhalb der Traufhöhe des Schiffs liegende Pforte an dessen Südseite. Parallelen dazu finden sich in der Architektur mittelalterlicher Wehrtürme. Der Turm selbst besteht, wie auch das Schiff in voller Höhe aus regelmäßigem Feldsteinmauerwerk. Baunähte sind nicht zu erkennen. Er dürfte also von Anfang an, im 13. Jahrhundert, schon diese beeindruckenden Ausmaße gehabt haben. Ein nicht oft anzutreffender Umstand. Die Turmhalle im Innern ist tonnengewölbt, was heute durch eine tiefer liegende, nachträglich eingezogene Holzdecke nicht mehr sichtbar ist. Eine derartig hohe Lage machte es Angreifern, denen es gelungen wäre, über das Schiff dort einzudringen, so gut wie unmöglich, sich Zugang zu den oberen Geschossen zu verschaffen.
Zusammenfassend lässt sich über den Rönnebecker Bau also sagen, dass hier, wie sonst nur selten, der Wehrcharakter der Kirche, genauer des Turms, unübersehbar im Vordergrund steht. Dies wird um so deutlicher, wenn man sich die zahlreichen anderen Gotteshäuser aus dieser Zeit ansieht, die maximal, wenn überhaupt, mit einem – heute längst vergangenen – Holzturm ausgestattet waren.
Warum gerade hier derartige, auch teure Maßnahmen als notwendig angesehen wurden, lässt sich auf Grund der fehlenden schriftlichen Überlieferungen leider nicht mehr rekonstruieren.
nach:
Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. I, 3. Ruppin. 1937.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin