Rietdorf

Landkreis Teltow-Fläming

rietdorf_sueden

Auf einer Urkunde des Jahres 1231 findet sich der Name Arnoldi de Ritdorf. Aus dem Jahr 1265 wird vermeldet, dass ein Otto plebanus de Rithdorf (Pfarrer von Rietdorf) ist. Der Name bezieht sich auf Schilf oder Riedgras in der Umgebung der Siedlung.
Rietdorfs Kirche besteht aus eingezogenem Westturm, Schiff, eingezogenem Chor und halbrunder Apsis im Osten. Es handelt sich in dieser Abfolge also um eine spätromanische Anlage des sogenannten vollständigen Typs. Der Turm zeigt ein unregelmäßiges Feldsteinmauerwerk, gegliedert aber in festen Abständen durch Lagen größerer Steine. Dort haben sich auch Gerüstlöcher erhalten. Auf der Südseite betritt man sein Untergeschoss durch eine kleine Stichbogenpforte in deren Backsteingewände sich einige Schälchen befinden. Es wird angenommen, dass die Gläubigen dem hier durch Bohren gewonnenen Ziegelstaub eine heilende oder schützende Wirkung zuschrieben. Ebenfalls backsteingefasst sind die Schallöffnungen des Glockengeschosses. Ihre Abschlüsse zeigen rund- bis gedrungen-spitzbogige Formen.

Schiff, Chor und Apsis wurden im Gegensatz zum Turm aus sehr akkurat bearbeiteten Granitquadern errichtet. Auf der Südseite sind alle Fenster neuzeitlich vergrößert. Nur am Chor ist noch eine der ursprünglichen Öffnungen, allerdings vermauert, zu erkennen. Im Gegensatz dazu haben alle Fenster im Norden sowie die drei der Apsis ihre Form bewahrt und gewähren uns so einen unverfälschten Eindruck von romanischer Architektur im ländlichen Raum. Der Zugang erfolgt auf der Südseite durch die ebenfalls unverändert gebliebene Priesterpforte mit einem Rundbogen als Abschluss und das Gemeindeportal mit deutlichem Spitzbogen und leicht in Backstein ausgebessertem Gewände.
Im Innern findet sich in der Apsis eine Sakramentsnische auf deren Tür sich spätgotische Ornamentmalerei erhalten hat.
Geht man von der Qualität des Mauerwerks bei Schiff, Chor und Apsis, dem Grundriss und auch der Form der erhaltenen Öffnungen aus, so dürfte das Gotteshaus wohl in der 1. Hälfte oder gegen Mitte des 13. Jahrhunderts errichtet worden sein. Der Turm wurde, so zeigt hier das Mauerwerk und die Verwendung von Backstein für die Gewände der Öffnungen, erst im späteren Mittelalter angefügt. Von der einzigen neuzeitlichen Veränderung waren nur die südlichen Fenster betroffen. Insgesamt vermittelt das Rietdorfer Gotteshaus einen guten Eindruck vom Erscheinungsbild einer mittelalterlichen Dorfkirche.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …