Landkreis Uckermark
Erstmals erwähnt wird das Dorf im Jahr 1320 als Retzouue, eine Name, den man aus dem Slawischen ableiten kann und der entweder die Siedlung eines Rytsch oder aber einen Ort an dem Luchse vorkommen bezeichnet. 1393 taucht Rytzowe erneut auf, als die Mecklenburger Herzöge Johann und Ulrich Einkünfte aus dem Dorf an einen Hennig Parsenow verpfänden. Als es dann 1440 zum Krieg zwischen Mecklenburg und den Verbündeten Brandenburgern und Pommern kommt wird die Retzower Kirche zur Ruine und nicht wieder aufgebaut, teilweise als Steinbruch genutzt. So ist sie eine der doch relativ vielen wüsten Kirchen in der Uckermark, die hier fast zum Wahrzeichen des Brandenburger Nordostens geworden sind.
Das Gotteshaus ist ein einfacher Rechtecksaal, umzogen von einem geschrägten Sockel. Im Nordosten befand sich einst eine Sakristei. Die Fenster, schmale Lanzetten mit Spitzbogenabschlüssen, sind teilweise noch unverändert vorhanden. Der Zugang erfolgte über ein Portal im Westen und zwei weitere, Gemeindeportal und Priesterpforte auf der Südseite. Deren Gewände, mit die aufwändigsten Elemente an Feldsteinbauten, wurden allerdings später herausgebrochen. Etwas untypisch ist der Ostabschluss, wo sich statt der üblichen Dreifenstergruppe nur zwei Öffnungen befinden.
Während das Außenmauerwerk der Seitenwände sowie der Giebel aus regelmäßigen, ziemlich sauber bearbeiteten, Feldsteinquadern besteht, ging man im Innern weit weniger sorgfältig vor. Hier lag dazu auch keine Veranlassung vor, da die Mauern verputzt, wohl geweißt und, wie in anderen Kirchen zu beobachten, oft mit einfachen Wandmalereien verziert waren. Ebenfalls im Innern erhalten hat sich noch das Loch für einen Sperrbalken am Westportal. Dieses konnte also gegen gewaltsames Eindringen gesichert werden. Eine weitere Bestätigung dafür, dass mittelalterlichen Dorfkirchen auch eine gewisse Schutzfunktion zukam.
Gerade das saubere Außenmauerwerk aber auch die schmalen Lanzetten sprechen für eine Errichtung des Bauwerks noch im 13. Jahrhundert. Dadurch, dass außer der gelegentlichen Steinentnahme seit der Zerstörung kaum Veränderungen an ihrer mittelalterlichen Substanz vorgenommen wurden, lassen sich an ihr gut typische Merkmale und Arbeitsweisen damaligen Kirchenbaus studieren.
nach:
Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.1. Kreis Prenzlau. 1921.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005