Landkreis Märkisch-Oderland
Als Richenow 1375 in einer Quelle, nämlich dem Landbuch, erscheint, gehört es den Familien von der Liepe und von Pfuel. 53 Hufen, von denen wiederum 3 zur Pfarre gehören, bilden die Ausstattung.
Reichenows Kirche besteht aus Saal und eingezogenem Chor mit geradem Ostabschluss. Beide Bauglieder wurden aus regelmäßigem Feldsteinmauerwerk errichtet. Der Zugang erfolgt heute über ein Spitzbogenportal mit Begleitbogen auf der Südseite des Schiffs. Links darüber findet sich noch ein ursprüngliches Fenster, während das andere, wie auch die Seitenfenster des Chors vergrößert wurden. Die Ostwand zeigt, seltener Fall, nur zwei Fenster, welche sich noch in ihrem Originalzustand zu befinden scheinen.
Interessant ist die Westfront. Hier findet sich ein zugesetztes Feldsteinportal und im Giebel darüber backsteingefasste Stichbogenblenden und eine Schallöffnung. Das Mauerwerk ist im Gegensatz zu den Außenseiten des übrigen Baus bedeutend unregelmäßiger. Es besteht ein deutlicher Kontrast zwischen dem sauber gearbeiteten Portal und der Wand, in die es gesetzt wurde.
Im Innern des Bauwerks dominiert die frühbarocke Altarretabel, die durch die Inschrift „Anno Christi 1622“ datiert ist. Der gemauerte Block darunter besitzt auf seiner Rückseite 2 hölzerne Stangen, die einst einen anderen Altaraufsatz stützten. Von ihnen liegt ein Dendrodatum der Zeit um 1486 vor. An der Nordwand des Chors befindet sich eine Sakramentsnische mit eisenbeschlagener Tür. Ihre Rückwand ist mit floralen Motiven verziert.
Von den ursprünglichen 3 mittelalterlichen Glocken haben 2 die Zeit überdauert, während eine im 1. Weltkrieg eingeschmolzen wurde.
Nach Grundriss und Mauerwerksausführung sowie Form der ursprünglichen Fenster und Portale gehört Reichenows Dorfkirche ins 13. Jahrhundert. Der Zustand der Westwand allerdings deutet darauf hin, dass diese ursprünglich vielleicht von einem Turm verdeckt war oder nach einem Einsturz neu und in minderer Qualität hochgezogen wurde. Dabei könnte das zugesetzte Portal sowohl an seinem alten Platz verblieben, wie auch einfach umgesetzt worden sein.
Als Ursache für eine derartige Katastrophe ließen sich z.B. die Hussitenzüge vermuten, die 1432 auch die Mark Brandenburg erreichten, wo das eindringende Heer beim nahe gelegenen Gersdorf ein Lager aufschlug. Zu diesem Ereignis würde ein Dendrodatum vom Dachstuhl des Gotteshauses passen. Hier waren sekundär Kiefernbalken mit dem Fälldatum von 1438/39 verbaut worden. Ein Hinweis, dass zu diesem Zeitpunkt wenigstens das Dach der Kirche erneuert werden musste.
nach:
M. Friske 2001