Berlin
Es ist eine absolute Seltenheit, von einem mittelalterlichen Dorf die Gründungsurkunde zu besitzen. Im Fall von Rixdorf hat wohl der späte Gründungszeitpunkt für die Überlieferung des wertvollen Dokuments gesorgt. Am 18. Dezember 1360 wurden die wesentlichen Regeln zwischen dem Johanniterorden und den Anzusiedelnden niedergeschrieben. Das Dorf entstand an Stelle eines dem Orden gehörenden Hofes. Sein Gebiet umfasste 25 Hufen von je 10 Morgen. Der Schulze erhielt eine Hufe und den Hof fast abgabefrei. Alle übrigen Bauern hatten einen festgelegten Betrag am St.-Martins-Tag, dem 11. November, zu entrichten. Geregelt sind die Frondienste für Hüfner und Kossäten, der Kirchenbesuch, welcher, zu Anfang hatte man noch keine Kirche, in Tempelhof erfolgte, die freie Nutzung der umliegenden Wiesen und auch der freie Zugang zu Nutz-, Bau- und Lagerholz.
Aus Richarsdorp, vielleicht der Name des ersten Schulzen, wird im Laufe der Zeit Rixdorf, bis dieses, 1912 in Neukölln umbenannt, sich zu einem der Bezirke von Groß-Berlin entwickelt.
Rixdorfs Kirche ist der mittelalterliche Ursprung kaum noch anzusehen. Im Kern ein Feldsteinbau vom Beginn des 15. Jahrhunderts erscheint der Rechtecksaal mit dreiseitigem Ostabschluss unter seinem Verputz heute eher barock. Bekannt ist, dass das Bauwerk 1639 niederbrannte und 1755 umgestaltet wurde. Sein heutiges Äußeres geht auf die Arbeiten in den Jahren 1939-41 zurück, als die Fachwerksakristei angebaut und das Dach über die erweiterte Vorhalle gezogen wurde.
nach:
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005.
Badstübner-Gröber, Bollé, Dehio, Gall, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Berlin. 2006