Massen

Landkreis Elbe-Elster

Erstmals erwähnt wird Massin im Jahr 1375. Der Name dürfte sich aus dem Slawischen ableiten und geht auf einen Mann namens Macha oder Mascha zurück.
Das Dorf besitzt einen der interessantesten Kirchenbauten der Region. Handelt es sich doch bei diesem Gotteshaus um eine ehemalige Basilika, eine dreischiffige Anlage, wie sie sich sonst meist nur in städtischer Umgebung findet. Im ländlichen Raum ist es oft ein Zeichen, dass der jeweilige Ort ursprünglich eine größere Bedeutung besaß. Nachweislich ist das der Fall bei Falkenhagen, Hohenfinow und Prädikow. Alle drei lagen an wichtigen Handelsruten, Falkenhagen war einst sogar oppidum, also Städtchen, Marktflecken. Alle drei vereint aber auch das Schicksal, dann doch Dorf geblieben oder dazu herabgesunken zu sein – und ihre Kirchen büßten die Seitenschiffe ein – wie auch in Massen.

Hier erstreckte sich der querrechteckige Westturm einst über die gesamte Breite des dreischiffigen Kirchenraums. Diese nach Abriss der Seitenschiff überstehenden Bereiche fielen jedoch zu großen Teilen der Spitzhacke zum Opfer. Oberhalb der Höhe der Seitenschiffe zog der Turm fast auf Breite des Mittelschiffs ein und wurde dann, etwas ab dessen Traufhöhe, in Backstein fortgesetzt. Ein Teil des südlichen Seitenschiffs wurde zur Sakristei umgebaut und in Richtung Osten verlängert, wo es eins der Chorfenster schneidet. In den unteren Mauerpartien erhalten sind die Reste des Seitenschiffs im Norden. Der Osten schließt mit einer halbrunden Apsis. Die gesamten ursprünglich sichtbaren Mauerpartien wurden aus sorgfältig bearbeiteten Feldsteinquadern errichtet – neben dem ausgefallenen Grundriss ein weiterer Hinweis darauf, dass hier ein äußerst repräsentatives Bauwerk entstehen sollte.
Dies bestätigt auch die Westfront. Hier dominiert ein großes dreistufiges Spitzbogenportal mit Begleitbogen. Über diesem und auf der linken Seite finden sich Rundbogenfenster. Es ist anzunehmen, dass ein solches auch rechts vorhanden war. Eindrucksvoll ist auch das Backsteinobergeschoss mit Deutschem Band, reich profilierter großer Rosette und Rundstab an den Kanten. Hier wurde zwar zu einem späteren Zeitpunkt stark restauriert, doch dürfte dabei, bis vielleicht auf den obersten Teil mit dem Glockengeschoss, der Originalzustand erhalten geblieben sein.

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Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Massen
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 5.1. Kreis Luckau. 1917

Leider sind die seitlichen Zugänge mit den Seitenschiff verschwunden. Im Norden aber ist deren Lage noch an den erhaltenen Mauerresten ablesbar. Gut sichtbar sind die vermauerten je 4 Arkaden, durch welche sich das Mittelschiff zu den Seiten öffnete wie auch die Durchgänge vom Mittelteil der Turmhalle. Genau so haben sich ebenfalls zugesetzten Fenster des Obergadens erhalten. Die Fenster der Chorsüdseite wurden verändert, während man im Norden die beiden schmalen Lanzetten erhielt. Mit Backstein verkürzt wurden dagegen die drei Fenster der Apsis.
Im Innern ruhen die ehemaligen Arkaden auf quadratischen Pfeilern, überspannt ein Zellengewölbe Schiff und Chorbereich. Der romanische Triumphbogen ist genau so erhalten wie die Kuppel über der Apsis.
Ausgehend von der Mauerwerksausführung, dem spätromanischen Grundriss sowie der Form der noch erhaltenen ursprünglichen Öffnungen gehört das Massener Gotteshaus eindeutig ins 13. Jahrhundert. Der bei seiner Errichtung getriebene Aufwand deutet auf die damalige Bedeutung des Ortes. Wenn die Erhöhung des Turms in Backstein vielleicht auch etwas später erfolgte, so spricht alles dafür, dass hier immer noch die Gestaltung eines – für ländliche Verhältnisse – Prestigebaus angestrebt war. Dies setzte sich dann selbst zu Beginn des 16. Jahrhunderts noch fort, als man zwar wohl die Seitenschiffe abriss und die Arkaden vermauerte, Schiff und Chor jedoch einwölbte. Eine weitere Umgestaltung erfolgte dann zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Bei dieser dürften die Fenster verändert und die Sakristei errichtet worden sein.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 5.1. Kreis Luckau. 1917.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

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