Landkreis Potsdam-Mittelmark
Als Zeuge in Belzig erscheint schon 1236 ein Wilhelmus de Lusowe. Bald danach, 1251, wird der Ort direkt erwähnt als ein Hynricus plebanus (Pfarrer) in Lusowe ist. Bei der Ableitung des Namens aus dem Slawischen gibt es zwei Möglichkeiten. Es könnte einmal so ein feuchter Ort mit Lachen und Pfützen bezeichnet sein oder, vielleicht wahrscheinlicher, der Personenname Lusov.
Wie auch immer, Lüsses Kirche besteht aus einem eindrucksvollen Westturm in Schiffsbreite, Schiff, eingezogenem Chor und halbrunder Apsis. Deutlich zeichnen sich dabei 3 Baunähte ab: Im östlichen Teil des Schiffs, dann zwischen Schiff und Turm und eine horizontale Naht am Turm, der etwas oberhalb der Traufhöhe des Schiffs leicht eingezogen ist. Neuzeitlich ist das stark eingezogene Glockengeschoss darüber.
Apsis, Chor und Schiff zeigen ein sehr regelmäßiges Feldsteinmauerwerk. Beim unteren Teil des Turms ist es zwar noch lagig, besteht aber aus nur einfach gespaltenen Feldsteinen und kleinteiligen Zwischenlagen. Vollkommen unregelmäßig wird es dann oberhalb der Baunaht. Auf der Südseite der Kirche befindet sich ein rundbogiges Gemeindeportal mit Begleitbogen und am Chor eine ebenfalls rundbogige Priesterpforte. Beide sind zur Hälfte zugesetzt und dienen als niedrig liegende Fenster. Einziger Zugang ist das große Westportal am Turm mit seiner neoromanischen Verkleidung aus Rüdersdorfer Kalkstein – eine Arbeit vom Anfang des 20. Jahrhunderts.
Auf der Nord- und Südseite von Schiff und Chor hat sich noch je ein kleines vermauertes Rundbogenfenster erhalten. Alle anderen Öffnungen wurden stichbogig vergrößert. Unverändert blieben die 3 Fenster der Apsis.
Baunähte und unterschiedliche Qualität des Mauerwerks deuten auf eine Errichtung des Gotteshauses in mehreren Phasen. Dabei wurden wohl zuerst Apsis, Chor und der östliche Teil des Schiffs errichtet. Nach nur einer kurzen Pause, Unterschiede in der Mauerwerksausführung sind nicht erkennbar, vervollständigte man das Schiff. Beides dürfte sich noch in der 1. Hälfte oder zur Mitte des 13. Jahrhunderts ereignet haben. Wesentlich später, sicher erst im 15. Jahrhundert fügte man dann den wuchtigen Westturm an und versah den Chor mit einem rippenlosen Sterngewölbe. Am Ende des Mittelalters wurde der Turm noch einmal aufgestockt. Dabei ersetzte man wohl ein Obergeschoss aus Fachwerk.
Ein Blitzschlag verursachte am 9. Juli 1809 einen Turmbrand. So bekam dieser in den Jahren 1821/22, die Wetterfahne zeigt die Zahl 1821, mehr oder weniger sein heutiges Erscheinungsbild.
Erst 1905 wurde das Westportal gestaltet. Aus dieser Zeit stammen auch die Jugendstilmalereien im Innern des Baus.
nach:
Engeser, Stehr 1999-2004