Linthe

Landkreis Potsdam-Mittelmark

Relativ spät, erst 1342, erscheint Lintow in den Schriftquellen. Bis 1758 ist daraus dann Linthe geworden. Der Name dürfte sich aus dem Slawischen ableiten und die Siedlung eines Mannes namens Linot – vielleicht der Gründer – bezeichnen.
Auf einem kleinen Hügel, umgeben vom Friedhof, erhebt sich die Linther Dorfkirche. Sie besteht aus leicht über Schiffsbreite hinausragendem Turm und Schiff mit geradem Ostabschluss. Auf der Südseite befand sich vormals eine barocke Sakristei. Das Mauerwerk des Schiffs in seinem westlichen Bereich sowie das des Turms bis zur Traufhöhe des Schiffs besteht aus sorgfältig bearbeiteten Feldsteinquadern. Allerdings gehen die einzelnen Lagen bei Turm und Schiff nicht durch, was darauf hindeutet, dass diese beiden Bauglieder nicht gleichzeitig entstanden sind. Im Süden zeigt sich am Schiff eine deutliche Naht. Das Mauerwerk wird hier teilweise unregelmäßig, ist stark kleinteilig ausgezwickt und enthält einen hohen Anteil von Backsteinbruch. Ab ungefähr Traufhöhe Schiff wird das Turmmauer ebenfalls unregelmäßig. Die Kanten sind teilweise in Backstein ausgeführt. Der Turmoberteil samt Glockengeschoss besteht komplett aus Backstein mittelalterlichen Formats. Die Schallöffnungen zeigen Spitzbogenabschlüsse. Putzblenden dienen als zusätzlicher Schmuck.

Auf der Nordseite des Bauwerks liegen 3 Zugänge. Priesterpforte und Gemeindeportal mit Feldsteingewänden und am Turm eine kleine Pforte mit Backsteingewände. Bei der Priesterpforte trifft man auf einen Begleitbogen sowie Ausbesserungen in Backstein. Bei beiden Öffnungen haben die Ziegel mittelalterliches Format. Eine letzte Öffnung liegt vermauert auf der Südseite. Sie war früher der Zugang vom Schiff in die abgerissene Sakristei.
Die Fenster der Südseite sind alle neuzeitlich vergrößert. Eins der ursprünglichen hoch sitzenden Rundbogenfenster ist aber noch zu erkennen. Die Ostwand zeigt keinerlei Öffnungen. Im Norden haben sich im westlichen Bereich 4 Rundbogenfenster erhalten, von denen das westliche vermauert ist.
Im Innern verbindet eine Doppelarkade Turm und Schiff. Erhalten hat sich noch ein Taufstein mit einem Rundbogenfries, der wohl der späten Romanik zugerechnet werden kann und vielleicht noch zur Erstausstattung der Kirche gehört.
Mauerwerksausführung des westlichen Schiffsbereichs und des Turms, wie auch die Rundbogenfenster der Nordseite, sprechen für eine Errichtung des Gotteshauses im 13. Jahrhundert. Die Baunaht auf beiden Längsseiten des Schiffs deutet auf einen Umbau. Dies wird auch schriftlich bestätigt. Hier wurde im Jahr 1769 der vormals eingezogene Chorbereich auf Schiffsbreite gebracht und dabei die Priesterpforte komplett samt mittelalterlichen Backsteinen versetzt. Gut möglich ist, dass die Kirche ursprünglich neben dem eingezogenen Turm auch eine halbrunde Apsis besaß, also ursprünglich eine Anlage des sogenannten vollständigen Typs war. Wie schon weiter oben erwähnt, entstanden Turm und Schiff nicht zeitgleich, wenn auch zwischen ihrer Errichtung nur eine relativ kurze Spanne im 13. Jahrhundert liegen dürfte. Vom Dachstuhl es Turms konnte ein Dendrodatum gewonnen werden. Der beprobte Balken wurde 1409 oder 1410 gefällt. Damit lässt sich einmal das Glockengeschoss einordnen, dass um diese Zeit entstanden sein muss aber auch der unregelmäßige Feldsteinbereich des Turms dazwischen. Dieser dürfte irgendwann, wohl im späteren 14. Jahrhundert entstanden sein.
Die barocken Bauarbeiten wurden schon erwähnt. In deren Verlauf könnte man auch die Sakristei im Süden angefügt haben, die 1823 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Einem weiteren Umbau im Jahr 1872 verdanken dann die Fenster der nördlichen Schiffswand ihre heutige Form.
Renovierungsarbeiten und Sanierungen sind aus den Jahren 1919, 1965, 1972/73 sowie 1994 bekannt.

nach:

Engeser, Stehr 1999-2004

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …