Krassig

Landkreis Elbe-Elster

Kleiner Rechtecksaal und eingezogener quadratischer Turm: Typisch für das späte Mittelalter
Kleiner Rechtecksaal und eingezogener quadratischer Turm: Typisch für das späte Mittelalter

Zwischen 1419 und 1577 macht der Ortsname eine interessante Metamorphose durch. Von anfänglich Croaczk über Crawask und Krawasick (1447) zu Krasigk. Der aus dem Slawischen abzuleitende Name bezeichnet dabei schlicht und einfach einen Ort, an dem es Kühe gibt.
Krassigs Kirche besteht aus einem eingezogenem quadratischem Westturm mit verbrettertem Oberteil und Walmdach sowie Schiff mit geradem Ostabschluss. Beide Bauglieder wurden aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk errichtet. Teilweise findet sich dabei, besonders an den Kanten, Raseneisenstein. Deutlich zeigen sich Unterschiede in der Größe der verwendeten Steine und der Arte der Ausführung sowohl zwischen Turm und Schiff als auch, gerade am Schiff, in der vertikalen Schichtung. Hier wurde für den unteren Part kleinteiliges Material verwendet. Die Kanten sind aus Raseneisenstein. Dann erfolgt an diesen ein Wechsel zu Feldstein, währen das Material auf den Flächen großformatiger wird. Dabei darf nicht vergessen werden, dass es durch das langsamen Aushärten des mittelalterlichen Mörtels nicht möglich war, eine Mauer in einem Zug zu errichten. Dadurch benötigte man selbst für relativ kleine ländliche Bauten mehrere Jahre, da man Pausen einlegen musste, bis die letzten Schichten abgebunden hatten. Scheinbar wechselten hier dann auch der tonangebende Handwerker.

In den oberen Bereichen hat sich zu großen Teilen eine Putzschicht mit Fugenritzungen erhalten. Zwei Fenster der Südseite wurden 1735 vergrößert, eins blieb im Original erhalten. Über dem einzigen Fenster im Norden steht die Jahreszahl 1910. Dabei bleibt unklar, ob es zu dieser Zeit nur neu gefasst oder überhaupt erst herausgebrochen wurde. Gleichzeitig könnte der Rundbogenabschluss des eindeutig neuzeitlichen Südportals am Turm entstanden sein. Wohl noch im Originalzustand sind die gestaffelten Lanzetten der Dreifenstergruppe im Osten mit ihren Backsteingewänden. Ebenfalls unverändert präsentiert sich auf der Südseite das zweistufige Spitzbogenportal – ebenfalls mit Backsteingewände. Dessen Ziegel sind zu beiden Seiten von kleinen halbkugelförmigen Näpfchen überseht. Dieses Phänomen zeigt sich an einer ganzen Reihe mittelalterlicher Kirchen. Man nimmt an, dass die Gläubigen hier durch Bohren Material entnahmen, dem eine heilende oder schützende Wirkung zugeschrieben wurde.
Bemerkenswert im Innern ist der Flügelaltar vom Ende des 15. Jahrhunderts. In seinem Mittelschrein findet sich Maria mit dem Jesusknaben flankiert von Jakobus dem Älteren und einer weiblichen Heiligen. Auf den zweizonigen Flügeln fanden einmal der Evangelist Johannes und Bartholomäus sowie Anna selbdritt und Katharina ihren Platz.
Ausgehend vom Mauerwerk und Grundriss sowie der Verwendung von Backstein für die Laibungen von Fenstern und Portal dürfte die Kirche kaum vor der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden sein. Dabei sind Turm und Schiff kaum zeitgleich. Alle weiteren Veränderungen wie das Oberteil des Turms und die seitlichen Fenster erfolgten wohl im 18. Jahrhundert.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …