Landkreis Potsdam-Mittelmark
Im Jahr 1375 verfügt das Dorf – laut Landbuch Kaiser Karl IV. – über 48 Hufen, von denen zwei dem Unterhalt der Pfarrstelle dienen. Eine derartige Landausstattung ist nicht sonderlich üppig. Umso eindrucksvoller erscheint die dortige Pfarrkirche. Es ist ein wuchtig wirkender Backsteinbau auf einem Fundament aus Mischmauerwerk. An den hohen querrechteckigen schiffbreiten Turm schließt sich das Schiff mit seinem polygonalen Chorschluss an. Dieser ist, ein seltener Fall, sechsseitig. Dadurch schließt das Bauwerk im Osten mit einer Ecke und nicht wie sonst üblich mit einer geraden Fläche ab. Auf der Nordseite findet sich ein ebenfalls in Backsteintechnik errichteter Gruftanbau.
Der Turm wurde nachträglich erhöht und bekam ein neues Glockengeschoss. Die ursprünglichen und zugesetzten Schallöffnungen sind noch erkennbar. Als Zugänge dienen 3 gestufte spitzbogige Formsteinportale. Der modern genutzte liegt auf der Westseite, zwei weitere im Süden. Ein anderes Spitzbogenportal befindet sich im Westen des Gruftanbaus. Ebenfalls spitzbogig und formsteingefasst sind die zweiteiligen Fenster des Bauwerks. Von diesen liegen zwei auf der Nord und drei auf der Südseite.
Nach ihrem ganzen Erscheinungsbild gehört die Kirche also in spätgotische Zeiten. In Kleinmachnow haben wir nun ein gutes Beispiel für die Zählebigkeit mittelalterlicher Architekturvorstellungen. Denn das Gotteshaus entstand, davon zeugt eine Bauinschrift aber auch das deutlich kleinere Ziegelformat und Teile der Innenausstattung, erst am Ende des 16. Jahrhunderts. 1597 fertigte ein Nickel Zinckeisen den hölzernen Deckel der Taufe an und schnitzte 1599 den Altar. Ebenfalls ans Ende des Jahrhunderts gehören die beiden lebensgroßen Bilder Luthers und Melanchthons. So dürfte das Gotteshaus zwischen 1597 und 99 geweiht worden sein. Seine Errichtung scheint auf das Prestigebedürfnis Familie Hake zurückgehen, in deren Besitz sich Kleinmachnow seit Beginn des 15. Jahrhunderts befand. Über einen, sicher vorhandenen aber wohl bescheidenen, Vorgängerbau scheint nichts bekannt zu sein.
Die Kirchhofsmauer samt Tor mit barockem Korbbogen wurde 1684 errichtete. Nur relativ kurze Zeit später, in den Jahren 1703/04, griff man beim Anfügen der Gruft ungewöhnlicherweise wieder auf spätgotische Formen zurück.
nach:
Engeser, Stehr 1999-2004