Ketzür

Landkreis Potsdam-Mittelmark

Auch selten in der Mark: Ein Renaissance-Giebel
Auch selten in der Mark: Ein Renaissance-Giebel

Es sind vor allem zwei Umstände, die die Kirche von Ketzür so einmalig machen: Ihre äußere Form und die Gestaltung des Innenraums. Normalerweise sind märkische Kirchen des Mittelalters Rechteckbauten mit verschiedenen Erweiterungen in der Ostwestachse wie querrechteckiger Turm und Chorquadrat mit und ohne Apsis. In Ketzür aber haben wir es mit einem siebenseitigen Zentralbau zu tun. Dessen Grundform geht auf die 2. Hälfte des 13. oder das beginnende 14. Jahrhundert zurück. Im 15. Jahrhundert dann wurde dieses kleine Gotteshaus mit seinem Backsteinmauerwerk noch einmal erhöht und bekam einen Turm aus gleichem Material. Suchen wir nach Parallelen für diese ungebäuchliche Form, so finden wir sie nur noch an der St. Annen- und Gertraudenkapelle im damals brandenburgischen Havelberg und, sehr naheliegend, in der großen, heute nicht mehr existenten Marienkirche auf dem Harlungerberg in Brandenburg an der Havel.
Wo auch immer die Vorbilder für die Ketzürer Kirche standen, am Ende des 16. Jahrhundert war sie für die Gemeinde und wohl besonders für das Repräsentationsbedürfnis der ortsansässigen Familie derer von Brösigk zu klein. Ein langgestrecktes rechteckiges Schiff wurde angebaut, das im Osten ein markanter Renaissancegiebel abschließt.

Auf diese Zeit geht auch die Neugestaltung des Innenraums zurück. Da ist der Altar mit den Wappen der Familie und vor allem der prachtvolle Alabaster-Epitaph, geschaffen vom Bildhauer Christoph Dehne (1580-1640) aus Magdeburg. Ist es der Wandel der Baustile und deren sichtbare Aneinanderreihung, der das Gebäude von Außen prägt, so dominiert im Inneren die Renaissance. 1690 setzt dann noch der Barock neue Akzente mit hölzerner Decke und Patronatsloge.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …