Karwe

Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Von Schiff und Chor stehen nur noch die Umfassungsmauern
Von Schiff und Chor stehen nur noch die Umfassungsmauern

1365 wird ein Ghesen de Karwe erwähnt, 1482 erscheint das Dorf dann selbst erstmalig in einer Urkunde.
Sofort fällt bei Karwes Kirche der große Spitzhelm auf, der den Dachturm im Westen dominiert. Unter diesem verbirgt sich im verbretterten Glockengeschoss ein bemerkenswertes mittelalterliches Dreiergeläut, dass in den Jahren 2006 und 2007 erfolgreich wieder hergestellt werden konnte. Eine große Bronzeglocke des 13. Jahrhunderts, die von 1926-2006 ihren Platz vor der Kirche hatte, kombiniert mit zwei kleineren Glocken des 14. Jahrhunderts erklingen so täglich um 12:00 und 18:00 Uhr und vermitteln so einen akustischen Eindruck davon, wie dereinst die Dorfgemeinde zum Gottesdienst gerufen wurde.

Die Kirche, umgeben vom Friedhof mit seinem Portal aus dem Jahr 1844, besteht aus relativ kurzem Schiff und sehr langgestrecktem Chor mit geradem Ostabschluss. Warum das so ist, erfährt man beim Studium des Mauerwerks. Während der Chor aus relativ regelmäßigen Lagen unterschiedlich großer einseitig bearbeiteter Feldsteine errichtet wurde, handelt es sich beim Mauerwerk des Schiffs schon beinahe um ein Mischmauerwerk aus Feld- und Backstein. Dies ist eine Technik, die sich so erst gegen Ende des Mittelalters und darüber hinaus findet. Der Chor dagegen gehört eher an das Ende des 13. oder den Beginn des 14. Jahrhunderts. So scheint es sich bei dem Bauwerk ursprünglich um einen kleinen einfachen Rechtecksaal gehandelt zu haben, der sich dann, als wesentlich später das Schiff angebaut wurde, zum Chor wandelte. In dieser Zeit erfolgte wohl auch die ungewöhnliche Gestaltung der Ostwand mit ihrem backsteingefassten Blendschmuck, der aber wiederum späteren Veränderungen sein heutiges Aussehen verdankt.
1770, in der Zeit des Barock, errichtete man auf der Südseite einen zweistöckigen Anbau mit einer Patronatsloge. Damals wurden wohl auch die Fenster von Schiff und Chor stichbogig vergrößert.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …