Herzfelde (Uckermark)

Landkreis Uckermark

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Um das Jahr 1375 verzeichnet das Landbuch Kaiser Karl IV. für Hertzvelde eine Landausstattung von beachtlichen 64 Hufen. Das Dorf gehört zu dieser Zeit dem Ritter Henningus de Berlyn, später den Nonnen des Zisterzienserklosters Seehausen am nördlichen Ende des Oberuckersees. Danach geht es von 1429 bis 1830 an die Adelsfamilie von dem Berge. Der Name des Dorfes leitet sich aus dem Mittelniederdeutschen ab. Dort bedeutet hert bzw. herte Hirsch. Wir haben es also mit dem idyllischen Wunschbild einer an einem von Hirschen bevölkertem Feld gelegenen Siedlung zu tun.

Herzfeldes Kirche liegt am Hang mitten auf dem von einer Feldsteinmauer umgebenen ehemaligen Friedhof. Es ist ein vom Grundriss her einfacher aber doch großer Rechtecksaal, errichtet aus regelmäßigem Feldsteinmauerwerk. Im Osten der Nordseite stößt man auf die Reste einer Sakristei, welche, darauf deutet der Mauerverbund, zusammen mit der Kirche entstanden sein dürfte. Nur in den obersten Bereichen und an den Giebel sowie über den Resten der ehemaligen Sakristei findet sich unregelmäßiges Mauerwerk. Da dies bei der Sakristei sogar bis zum Dachgesims reicht, besteht durchaus die Möglichkeit, dass hier der mittelalterliche Anbau einstmals zur barocke Patronatsloge aufgestockt, später aber wieder abgerissen wurde.

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Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Herzfelde
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.2. Kreis Templin. 1937. S. 94, Abb. 89

Bei den Fenstern handelt es sich sowohl an beiden Längsseiten wie auch bei der Dreifenstergruppe des Ostabschlusses um schmale langgestreckte Lanzetten. Allerdings wurden die seitlichen Fenster neuzeitlich nach unten verlängert. Im Westen erfolgt der Zugang durch ein zweistufiges Spitzbogenportal, auf der Südseite durch das ebenfalls zweistufige Gemeindeportal und die Priesterpforte. Ein weiteres, aber mit Backstein vermauertes Portal findet sich im Norden. Erwähnenswert sind noch zwei Steine der Südseite mit Kreuzzeichen.
Interessant ist der Okulus im Ostgiebel. Im Innern haben sich um diesen noch Reste roter mittelalterlicher Rautenmalerei erhalten.
Mauerwerk und die Gestaltung der Öffnungen deuten auf eine Errichtung der Kirche in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, also in dem Zeitraum, in dem der größte Teil der Uckermärkischen mittelalterlichen Kirchen entstand. Von eingreifenden barocken Umgestaltungen blieb das Bauwerk verschont und liefert uns so noch ein ziemlich ungetrübtes Bild des damaligen ländlichen Kirchenbaus. Veränderungen erfolgten so hauptsächlich im Innern, wo 1870 der Westteil abgetrennt und für die Verwendung als Gruft unterkellert wurde.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 3.2. Kreis Templin. 1937.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

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