Gutengermendorf

Landkreis Oberhavel

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Relativ spät, erst 1420, wird Ghermendorff erstmals erwähnt. Der Name dürfte sich vom deutschen Personennamen Gerbo oder Gerwo, vielleicht der Lokator, ableiten. Die Vorsilbe „Gut-“ könnte auf die hohe Ergiebigkeit der umliegenden Äcker verweisen.
Gutengermendorfs Kirche, ein beeindruckender Feldsteinbau, besteht aus querrechteckigem Westturm in Schiffsbreite, Schiff und eingezogenem Chor mit geradem Ostabschluss. Im Osten ist ein leicht hervortretender Sockel zu erkennen, der vielleicht das ganze Bauwerk umzieht, durch die Anhebung des Laufhorizonts aber den Blicken entzogen ist. Alle drei Bauglieder wurden aus regelmäßigem Quadermauerwerk errichtet, dessen Qualität aber nach Westen abnimmt. Obere Partien des Schiffes zeigen unregelmäßige Bereiche wohl von späteren Ausbesserungen.

Die seitlichen Fenster von Schiff und Chor wie auch die der Dreifenstergruppe im Osten wurden neogotisch verändert und haben neuzeitliche Backsteingewände. Dies trifft auch für die Priesterpforte auf der Südseite des Chors zu. Das Gemeindeportal am Schiff wurde zugesetzt. Zwei weiterer vermauerter Zugänge finden sich auf der Nordseite, einer mit Spitzbogen- und einer mit Rundbogenabschluss.
Repräsentative Wirkung geht von der Westfront aus. Hier gelangt man durch ein dreifach gestuftes Spitzbogenportal in das untere Geschoss des Turms. Über dem Zugang befindet sich ein Okulus sowie eine dreiteilige gestaffelte Blendengruppe. Die Schallöffnungen des Turms könnten noch ihre ursprüngliche Form bewahrt haben.
Im Innern waren Turm und Schiff vormals durch einen großen Spitzbogen verbunden. Dieser wurde später, aber wohl sicher noch im Mittelalter, teilweise zugemauert und von einem kleineren Spitzbogenportal ersetzt. Der Triumphbogen zwischen Schiff und Chor ist ebenfalls spitzbogig. Im Osten befindet sich noch eine Sakramentshäuschen mit eisernen Beschlägen. Die sonstige Ausstattung entstammt hauptsächlich dem 17. Jahrhundert.
Erwähnenswert wären noch die beiden Schachbrettsteine am Turm, von denen sich einer an der Westseite neben der Nordwestecke, der andere an der Turmsüdseite befindet. Weiterhin fällt natürlich das spätgotische Friedhofsportal aus Backstein mit seinem sehr gedrungenen Spitzbogenabschluss und den Putzblenden auf. Die beiden flankierenden Nischen dienten vormals vielleicht als Aufstellplatz für Figuren oder Lichter.
Grundriss, Art der Mauerwerksausführung sowie die Gestaltung der Portale weist das Bauwerk mit ziemlicher Sicherheit ins 13., vielleicht teilweise auch ins frühe 14. Jahrhundert. Wie die abnehmende Mauerwerksqualität nahe legt wurde zuerst der Chor errichtet, dem dann Schiff und Turm folgten. Die zu beobachtenden Ausbesserungen gerade am Turm dürften auf die enorme Belastung dieses Bauwerks durch die beim Läuten der Glocken auftretenden Schwingungen zurückzuführen sein. Die einzige sonst wesentliche Veränderung war die neogotische Umgestaltung der Fenster im Jahr 1899, bei der auch der Innenraum renoviert und erneuert wurde.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …