Güldendorf

Frankfurt/Oder

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Verhältnismäßig früh, bereits 1230 taucht das Dorf in den schriftlichen Quellen auf. In diesem Jahr nämlich schenkt Erzbischof Albrecht von Magdeburg Cessonovo samt dessen Pfarrlehen dem St.-Moritz-Stift zu Halle. 1388 findet sich in einer Urkunde die Schreibweise Tschecznaw. Und so lässt sich der Name aus dem Slawischen ableiten, wo er einen Ort benennt, an dem Knoblauch wächst. Dies war den Nationalsozialisten dann aber viel zu wendisch und so wurde aus dem Tzschetzschnow von 1937 ein reinrassiges Güldendorf.

Entlang der Oder kam es, als letztendliches Ergebnis der gleichen nationalsozialistischen Politik, im Frühjahr 1945 zu schweren Kämpfen. Wie eine ganze Reihe anderer Dorfkirchen war auch die von Güldendorf danach nur noch eine Ruine. Beim anschließende Wiederaufbau entfernte man eine Vorhalle im Norden und die Sakristei auf der Ostseite. Heute präsentiert sich die Kirche als Bau aus wuchtigem eingezogenem und quadratischem Feldsteinturm und Backsteinschiff. Ist das Mauerwerk des Turms unregelmäßig, so liegen die Ziegel des Schiffs im sogenannten Brandenburger Verband, bei dem immer 2 Läufer und 1 Binder einander abwechseln. Zudem ruht dieses Bauglied auf einem umlaufenden Feldsteinsockel mit profilierter Fase, deren das Profil aus Schräge und Wust bildende Formstein sich teilweise erhalten haben.
Sind die Schallöffnungen eindeutig neuzeitlich, so dürfte das auch bei den Fenstern der Südseite zutreffen. Hier scheint man beim Wiederaufbau in der Nachkriegszeit nur eine Teilrekonstruktion angestrebt zu haben. Einen ursprünglicheren Eindruck bietet dagegen die Nordseite. Deren Fassade wird durch den Wechsel von Spitzbogenfenstern und ebenfalls spitzbogigen Putzblenden gegliedert. Deutlich sieht man aber auch, dass die Abschlüsse sowohl von Blenden wie auch Fenstern genau so neu sind wie das sie umgebende Mauerwerk. Daran lässt sich der Grad der Kriegszerstörungen gut ablesen.
Erhalten hat sich hier im Norden ein gedrungen spitzbogiges gestuftes Portal mit vortretenden seitlichen Gewänden. Ein weiterer Zugang findet sich im Westen. Hier liegt ein gestuftes Portal in einer größeren Spitzbogenblende. Allerdings wurde auch der Abschluss des Portals erneuert.
Sollte der Osten den Zustand vor der Zerstörung widerspiegeln, dann hätten wir hier den Fall eines einzigen großen zentralen Fensters anstatt der sonst üblichen Dreifenstergruppe. Dieses wird von leicht gestaffelten Blenden flankiert. Fenster und Blenden schneiden ein Deutsches Band über dem sich der ebenfalls mit gestaffelten Blenden flankierte Giebel erhebt.
Im Kern könnte das Schiff dem späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert angehören. Backstein als Baumaterial, im ländlichen Raum für diese Zeit nicht allzu häufig, dürfte sich aus der Nähe der Frankfurter Ziegelbrennereien erklären. Der Turm wurde erst später, wohl im 15. Jahrhundert angefügt. Über neuzeitliche Veränderungen – natürlich abgesehen von Kriegsschäden und Wiederaufbau – lässt sich gerade deswegen nichts mehr sagen.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 6.1. Kreis Lebus. 1909. Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …