Grünow bei Angermünde

Landkreis Uckermark

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Wer sich schon ein wenig mit mittelalterlichen Dorfkirchen beschäftigt hat, den macht die Grünower Anlage sicher sofort stutzig. An einen Rechtecksaal schließt sich ein wuchtiger aber eingezogener Turm an, dem wiederum eine halbrunde Apsis folgt. Nimm man dann einen Kompass zur Hand, so verwundert die Beobachtung, dass hier der Turm nicht wie üblich im Westen das Schiff abschließt sondern im Osten als vertikal verlängert Chor anzutreffen ist. Wir haben es mit dem in der Uckermark einzigen Beispiel für eine sogenannte Chorturmkirche zu tun, wie sich sonst eher in Süd- und Westdeutschland und auch in der Altmark findet. Vielleicht ein Hinweis auf die Herkunft von Grünows Gründern. Wegen der ungewöhnlichen Bauart nannte man den 1354 erstmals auf einer Urkunde als Gronow erscheinenden Ort früher auch Verkehrt Grünow. Der Name an sich, Grüne Aue, ist typisch für die Kolonisationszeit. Im ihm spiegeln sich die Wünsche und Hoffnungen der Siedler.

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Grundriss-blau     ursprüngliche Bausubstanz
Grundriss-gelb     spätere Veränderungen

Grundriss Dorfkirche Grünow
Umzeichnung nach: Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. III, 3. Kreis Angermünde. 1934

Wie schon erwähnt schließt sich an das Schiff der eingezogene Chor, über dem sich nahtlos der ansehnliche Turm erhebt. Dem folgt, was auch bei Chorturmkirchen selten ist, eine halbrunde Apsis. Auf der Nordseite des Chors befindet sich ohne erkennbare Baunaht eine größere Sakristei. Das gesamte Ensemble ruht auf einem umlaufenden hervortretenden Sockel mit gekehlter Phase und wurde fast vollständig aus regelmäßigem Feldsteinmauerwerk errichte. Einzige Ausnahme dabei bildet die bedeutend später hinzu gekommenen neogotische Eingangshalle aus Backstein im Westen.
Im Süden zeigen Schiff und Chor je ein zugesetztes Feldsteinportal. Die Fenster am Schiff wurden vergrößert und auch das mittlere der Apsis scheint verändert worden zu sein.
Im Innern überspannt eine Balkendecke das Schiff, im Chor finden sich einander durchdringende Tonnengewölbe und ein Kreuzgratgewölbe in der Sakristei. Die Ausstattung entstammt zumeist dem 18. und 19. Jahrhundert, die Bemalung des Triumphbogens von 1906. 1975 wurde der Innenraum restauriert.
Nach Grundriss und Mauerwerksausführung gehört auch dieses seltene Bauwerk ins 13. Jahrhundert. Dabei dürfte die Sakristei zusammen mit den anderen Baugliedern errichtet worden sein. Aus der Ursprungszeit stammen wohl auch die Tonnengewölbe im Chor, während die Einwölbung der Sakristei eher im späten Mittelalter erfolgte.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. III, 3. Kreis Angermünde. 1934.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005.

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