Grassau

Landkreis Elbe-Elster

Erstmals erwähnt wird der Ort als Grassow im Jahr 1376. Fast erklärt sich der Name von selbst. Er vermittelt das idyllische Bild einer von Gras bewachsenen Auenlandschaft, sicher Wunschtraum jedes Siedlers in der Zeit des mittelalterlichen Landesausbaus.
Grassaus Kirche ist ein einfacher kleiner Rechtecksaal, gelegen auf dem sich von West nach Ost erstreckenden Dorfanger. Südlich davon steht separat der verbretterte Glockenturm mit seinem Pyramidendach. Das Mauerwerk der Kirche besteht aus Reihen einfach gespaltener Feldsteine im Wechsel mit kleinteiligen Zwicklagen. Besonders an den Kanten kommt auch Raseneisenstein zum Einsatz. Der Verputz ist steinsichtig aufgetragen und mit Fugenritzungen versehen. Bei beiden Giebeln ist das Material unregelmäßig und bedeutend kleinteiliger.

Sowohl die seitlichen Fenster als auch die beiden äußeren Öffnungen der Dreifenstergruppe wurden stichbogig vergrößert und mit Putzfaschen versehen. Beim dortigen Mittelfenster scheint sich aber trotz Umgestaltung die schlanke Form der gotischen Lanzette erhalten zu haben. Das Fenster im Giebel entstand wohl im Zuge dieser neuzeitlichen Umgestaltung.
Der Zugang erfolgt heute wie damals durch die beiden zweistufigen Spitzbogenportale (Gemeindeportal und Priesterpforte) auf der Südseite. Ihre Gewände bestehen, soweit es der Verputzt erkennen lässt, aus Raseneisenstein. An ihnen finden sich bei beiden Öffnungen zahlreiche, auch durch den Putz gebohrte Schälchen. Dieses Phänomen tritt an vielen mittelalterlichen Kirchen auf. Man vermutet, dass damals die Gläubigen dem durch Bohren gewonnenen Staub eine schützende oder heilende Wirkung zuschrieben.
Ausgehend von der Mauerwerksqualität sowie der Form der erhaltenen Zugänge dürfte das Grassauer Gotteshaus im späten 13. oder im 14. Jahrhundert errichtet worden sein. Die Vergrößerung der Fenster erfolgte wohl dann im 18. Jahrhundert. Mit seinem freistehenden Glockenturm erhält das Ensemble noch einem einen zusätzlichen altertümlichen Touch. Und dies ist gar nicht so verkehrt. Bei vielen „turmlosen” Kirchen kann man sich auch für die Anfangszeit derartige Holzkonstruktionen zur Aufnahme des Läutwerks vorstellen.

nach:

Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …