Grabow

Landkreis Potsdam-Mittelmark

Spätromanischer Bau des vollständigen Typs: Grabows Gotteshaus von Südost
Spätromanischer Bau des vollständigen Typs: Grabows Gotteshaus von Südost

Albrecht II., Herzog von Sachsen-Wittenberg, schenkt 1275 den Zisterzienserinnen in der Magdeburger Neustadt das Kirchenpatronat in Grabowe. Der Name des Dorfs lässt sich aus dem Polabischen ableiten, wo er eine Platz bezeichnet, an dem Weißbuchen stehen.
Grabows Kirche liegt malerisch neben einem Teich auf dem Dorfanger. Es handelt sich bei ihr um eine spätromanische Anlage des sogenannten vollständigen Typs, bestehend aus Schiff, eingezogenem Chor und halbrunder Apsis. Im Westen krönt den Bau ein quadratischer Ziegel-Fachwerk-Turm mit Schweifhaube. Apsis und Chor umzieht ein schmaler ungefaster Sockel. Ob dieser sich auch am Schiff fortsetzt kann durch die Anhebung des Laufhorizonts in den vergangenen Jahrhunderten nicht festgestellt werden. Lagen einfach gespaltener und nur leicht bearbeiteter Feldsteine wechseln hier mit kleinteiligen Zwischenlagen. In den oberen Bereichen erscheint das Mauerwerk teilweise unregelmäßig – ein deutlicher Hinweis auf eine spätere Reparatur, vielleicht nach einem Brand.

Die Schiffsfenster der Nord- und Südseite wurden neoromanisch vergrößert und mit Backsteingewänden versehen. Auf jeder Seite blieb jedoch im Westen eine der kleinen hochsitzenden ursprünglichen Öffnungen erhalten. Anders ging man bei der Umgestaltung am Chor vor. Hier wurden die mittelalterlichen Fenster einfach nach unten zu schmalen Lanzetten verlängert. Auch die 3 Öffnungen an der Apsis sind nicht mehr die Originale, da dieses Bauglied, im 2. Weltkrieg schwer beschädigt, teilweise neu aufgemauert wurde.
Auf beiden Seiten des Schiffs trifft man auf vermauerte Gemeindeportale sowie auf der Südseite des Chors auf die ebenfalls zugesetzte Priesterpforte. Dabei wurden im Süden Ziegel barocken Formats verwandt. Spätestens zu dieser Zeit muss also das heute neoromanisch gestaltete Westportal als einziger Zugang entstanden sein.
Der Innenraum ist flach gedeckt. Ein gedrungen-spitzbogiger Triumphbogen verbindet Chor und Schiff.
Nach Grundriss und Mauerwerksausführung gehört das Grabower Gotteshaus mit Sicherheit ins 13. Jahrhundert. Dafür sprechen auch die an den erhaltenen Fenstern und der Priesterpforte beobachteten Rundbogenabschlüsse. Erste wesentliche Veränderungen erfolgten im 17. oder 18. Jahrhundert, als die seitlichen Zugänge vermauert wurden. 1893 bekamen dann die Fenster ihre heutige Form. Relativ ungewöhnlich ist dabei die Verlängerung der Chorfenster zu gotisch anmutenden Lanzetten. Reparaturen erfolgten 1932/33 nach einem Brand und dann noch einmal, wie schon erwähnt, 1952, da Chor und Apsis 1945 bei den letzten Kämpfen schwerste Schäden erlitten hatten. In den Jahren 1992/93 wurde das Bauwerk vollständig saniert.

nach:

Engeser, Stehr 1999-2004
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …