Glienecke

Landkreis Potsdam-Mittelmark

Dorfkirche Glienecke in ihrer heutigen Gestalt
Dorfkirche Glienecke in ihrer heutigen Gestalt

Eine Urkunde des Jahres 1217 erwähnt einen Pfarrer Eustachius im Dorf Glineke. Das ist im Vergleich zu anderen Orten ein sehr frühes Datum der erstmaligen Nennung. Man kann mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Teile des heutigen Gotteshauses schon damals in Nutzung waren. Glieneckes Dorfkirche, der Name leitet sich von der slawischen Bezeichnung für Lehm bzw. Ton ab, besteht heute aus eingezogenem Westturm, Schiff und eingezogenem Chor mit geradem Ostabschluss. Auf der Nordseite des Chors sind die Reste einer ehemals tonnengewölbten Sakristei zu erkennen, die durch eine Rundbogenpforte zu betreten war. Rundbogige Abschlüsse besitzen auch die beiden noch erhaltenen ursprünglichen Portale auf der Südseite des Bauwerks. Fast alle Fenster dagegen wurden mehrfach verändert. Eins, wohl noch im Originalzustand befindet sich auf der Nordseite des Chors.

Das Mauerwerk ist sehr unterschiedlich. Vollkommen unregelmäßig findet es sich an Ostwand und dem darüber liegendem Giebel. Vormals schloss hier eine spätromanische Apsis den Bau ab. Nach deren Abriss setzte man die dabei entstandene Öffnung mehr als nachlässig zu. Chor und östlicher Teil des Schiffes bestehen dagegen aus regelmäßigen Lagen wenig bis gar nicht gequaderter Feldsteine, während das restliche Schiff, nach deutlichen Baunähten auf beiden Seiten, aus äußerst akkurat bearbeiteten Quadern errichtet wurde. Auf den letzten ca. 2,5 m wird das Mauerwerk etwas unruhiger, besteht aber aus den gleichen qualitätsvollen Quadern. Das trifft auch für den unteren Bereich des Turms zu, dessen oberer Teil aus Backstein, das Glockengeschoss aus Fachwerk errichtet wurde.
Alle diese Beobachtungen erlauben eine einigermaßen sichere Rekonstruktion der Baugeschichte. Danach wurden am Ende des 12. oder zu Beginn des 13. Jahrhunderts eine halbrunde Apsis, Chor mit Sakristei und ein kleiner Teil des Schiffs errichtet. Etwas später dann, in der sorgfältigen Art des 13. Jahrhunderts, das übrige Schiff und der etwas breitere Westturm.
Wie bei vielen Kirchen erfolgten wesentliche Veränderungen in der Zeit des Barock. So wurde die Apsis im Osten abgerissen und an deren Stelle zwei später wieder vermauerte Fenster eingefügt. Auch die Umgestaltung aller übrigen Fenster dürfte in dieser Zeit begonnen haben.
Ein weiterer Einschnitt kam im Jahr 1911, als der wohl baufällige Westturm abgerissen, das Schiff nach Westen verlängert und ein neuer eingezogener Turm errichtet wurde. Dabei verwandte man großzügig das beim Abbruch gewonnene Feldsteinmaterial.

nach:

Engeser, Stehr 1999-2004

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …