Ganzer

Landkreis Ostprignitz-Ruppin

1973 zur Ruine gemacht: Die Dorfkirche von Ganzer
1973 zur Ruine gemacht: Die Dorfkirche von Ganzer

Indirekt erscheint der Ort erstmals 1365 durch die Erwähnung eines Thid Ganzwer in den schriftlichen Aufzeichnungen, 1478 dann direkt als Gantzer. Nach Fischer geht er auf den slawischen Spottnamen für Gänsekocher zurück.
Ganzers Kirche wurde 1973 wegen Baufälligkeit bis auf die Umfassungsmauern abgerissen. Es handelte sich um einen Saalbau mit Dreiseitenschluss im Osten. Die Außenmauern sowohl der Westseite, der Längsseiten wie auch des polygonalen Schlusses zeigen ein unregelmäßiges Feldsteinmauerwerk durchsetzt mit Backsteinbruch. Backstein ist auch das Material für die Kanten im Osten. Hier finden sich noch Reste von Ecklisenen, was ein Hinweis darauf ist, dass der jetzige Ostschluss erst Ergebnis einer barocken Umgestaltung war.

Alle Fenster wurden stich- und korbbogig verändert und mit Ziegelgewänden versehen. Der Zugang im Westen scheint neuzeitlich zu sein. Im Norden trifft man auf Gemeindeportal und Priesterpforte. Das Gemeindeportal mit seinem großen Feldsteinspitzbogen ist zugesetzt, bei der Priesterpforte der Abschluss stichbogig verändert. Hier finden sich im Backsteingewände der rechten Seite einige Schälchen. Man nimmt bei diesem häufig zu beobachtenden Phänomen an, dass die Gläubigen dem hier gewonnen Ziegelstaub eine schützende oder heilende Wirkung zuschrieben. Auf der Südseite liegen die Reste eines früheren Gruft- und Patronatslogenanbaus sowie im westlichen Bereich ein zum Fenster umgebautes Portal.
Im Gegensatz zur Datierung in der Literatur (Kunstdenkmäler 13. Jh., Dehio 13./14. Jh.) dürfte nach der Qualität des Mauerwerks zu urteilen, die Kirche als fester Bau nicht vor dem späten 14. Jahrhundert entstanden sein. Beim barocken Umbau des Jahres 1711 wurden dann wohl die Öffnungen vergrößert sowie der Dreiseitenschluss angefügt. In dieser Zeit dürften auch die in den Kunstdenkmälern erwähnten Anbauten sowohl auf der Süd- wie auch auf der Nordseite entstanden sein. Beim Turm handelte es sich früher um einen quadratischen Bretterturm an der Westseite, wie er sich relativ häufig in Brandenburg findet.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.3. Kreis Ruppin. 1914.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …