Eggersdorf

Landkreis Märkisch-Oderland

Rüdersdorfer Plattenkalk als Gestaltungselement: Typisch für die Region östlich Berlins im späten Mittelalter
Rüdersdorfer Plattenkalk als Gestaltungselement: Typisch für die Region östlich Berlins im späten Mittelalter

Erzbischof Erich von Magdeburg überträgt 1288 dem Ritter Reinhard von Strelen Eggehardestorp … in territorio Lubusano (im Gebiet von Lebus). Ein bischöfliches Schoßregister aus dem 15. Jahrhundert verzeichnet für Egkerstorff die durchaus stattliche Anzahl von 54 Hufen, von denen eine dem Unterhalt der Kirche und weitere 4 dem der Pfarrstelle dienen. 1476 verkaufen die von Ilow Eckersdorf für 100 Schock märkischer Währung an Bischof Friedrich Sesselmann. Nach der Säkularisation kirchlicher Güter im 16. Jahrhundert kommt das Dorf zum Domänenamt Fürstenwalde. Der Name leitet sich von einem Mann namens Eggehard, vielleicht der Lokator, ab.
Eggersdorfs Kirche liegt leicht erhöht auf dem Anger inmitten des ehemaligen Friedhofs, den teilweise noch eine Feldsteinmauer umgibt. Das Backsteintor in dieser könnte noch aus dem späten Mittelalter stammen.

Die Kirche selbst besteht aus einem neuzeitlichen eingezogenen und verputzten Westturm, der auf einem ebenfalls neuzeitlichen Feldsteinsockel ruht. Das anschließende Schiff ist im Verhältnis zum eingezogenen Chor auffallend kurz. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurde das Bauglied irgendwann, vielleicht nach einer Katastrophe, ziemlich radikal verkürzt. Schiff und Chor bestehen aus stark unregelmäßigem mit Backsteinbruch durchsetzten Feldsteinmauerwerk.
Außer der Priesterpforte auf der Südseite des Chors wurden sämtliche Öffnungen verändert. Das zweistufige Gewände dieser besteht wie auch die Ostkanten des Schiffs und im unteren Bereich des Chors aus Rüdersdorfer Plattenkalk. Ein Material, welches sich in dieser Gegend, nicht allzu weit entfernt von den Brüchen, öfter an mittelalterlichen Kirchen findet. Hier in Eggersdorf wurden dann auch die Möglichkeiten des im Gegensatz zu Feldstein leicht zu bearbeitenden Gesteins genutzt und die Kämpfer des Gewändes der Pforte durch hervortretende Wülste betont. Dort finden sich auch einige Näpfchen, wie sie sonst nur an Backsteinkirchen auftreten. Man nimmt an, dass sich die Gläubigen von dem so durch Bohren gewonnenem Staub eine heilende oder schützende Wirkung versprachen.
Im Osten sind noch die Spuren einer zugesetzten Dreifenstergruppe zu beobachten. Der Giebel darüber trägt Backsteinblendschmuck. Die Maßwerkreste in der Mitte scheinen aber neuzeitlich zu sein.
Das stark unregelmäßige Mauerwerk wie auch die Verwendung Rüdersdorfer Plattenkalks sprechen für Errichtung der Kirche erst im späten Mittelalter. Wann das Schiff verkürzt wurde ist unbekannt. Die Veränderung der Fenster erfolgte im Zeitalter des Barock. In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Turm angefügt. Darauf verweist auch die Jahreszahl 1839 in der Wetterfahne.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 6.1. Kreis Lebus. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …