Buschow

Landkreis Havelland

Auf einer Urkunde des Jahres 1335 erscheint erstmals der Name Buschowe. Er leitet sich aus dem Slawischen ab und bezeichnet dort die Siedlung eines Mannes namens Buschek.
Gerade einmal 18 Hufen weist das Landbuch von 1375 für den Ort aus. Das ist auffallend wenig. Um so bemerkenswerter aber ist, was von der mittelalterlichen Kirche Buschows blieb. Zwar stammt der große verputzte Saal mit Apsis im Westen aus dem Jahr 1864 und der heutige Turmschluss mit querliegendem Satteldach und Giebeln von Umbauten in den Jahren 1891 und 1975. Der größte Teil des Turms aber, mit dem Saal durch ein niedriges verputztes Bauglied verbunden, gehört dem späten Mittelalter an.

Die für den ländlichen Bereich aufwändige Gestaltung sowie der Gebrauch von Backstein als Baumaterial ist allerdings in diesem Teil des Havellands nahe den Städten Rathenow und Brandenburg nicht ungewöhnlich. Hier scheint es im 14. und 15. Jahrhundert einen regelrechten Kirchenbauboom gegeben zu haben, bei dem Elemente städtischer Backsteinarchitektur auf dem flachen Land Einzug hielten.
Wurden die Seitenwände des Turms noch teilweise aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk, gemischt mit Ziegellagen, errichtet, wobei hier Material eines Vorgängers Verwendung gefunden haben könnte, so besteht die Westfront fast gänzlich aus Backstein. Hier fällt sofort das Portal auf. Ein relativ kleine Stichbogenpforte in einer Kielbogenblende, die noch einmal von einer hohen rechteckigen Nische umschlossen wird. Darüber liegen drei Spitzbogenblenden mit Doppelblenden. Zwischen diesen und den gekuppelten Schallöffnungen trifft man auf eine große Kreisblende, die über dem Glockengeschoss noch ein kleines Pendant gehabt haben dürfte, dessen Spuren sich deutlich im neuzeitlich veränderten Turmschluss zeigen. Interessanterweise liegen all diese Elemente nicht direkt in der Mittelachse der Turmfassade. Der untere Bereich mit Portal und Blendgruppe ist merklich nach Norden, Kreisblende und Schallöffnungen nach Süden versetzt. Im Innern besitzt der Turmraum ein Kreuzgratgewölbe und spitzbogige Wandnischen.
Interessant ist eine Gruppe von Näpfchen, kleinen, runden, glatt ausgeschliffen wirkenden, halbkugeligen Vertiefungen am unteren rechten Türgewände. Derartige Näpfchen treten auch, und hier in viel größerer Zahl, im südöstlichen Bereich des Chors der Krieler Kirche auf. Gesicherte Deutungen für diese Erscheinung im norddeutschen Backsteingebiet gibt es nicht. Angenommen wird unter anderem, dass dem auf diese Art gewonnenem Ziegelstaub eine heilkräftige Wirkung zugeschrieben wurde.
Datiert der Turm selbst wohl in die 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, so ist über den Vorgänger des heutigen Langhauses wenig zu sagen. Möglich, dass ein Kern davon noch in dem niedrigen Verbindungsglied steckt.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. II, 1. Kreis Westhavelland. 1913.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin.

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …