Biegen

Landkreis Oder-Spree

Nur noch als verputzte Blendengruppe erhalten: Die Dreifenstergruppe im Osten
Nur noch als verputzte Blendengruppe erhalten: Die Dreifenstergruppe im Osten

1366 wird Bigen erstmals erwähnt. Nach dem bischöflichen Schoßregister von 1460 ist das Dorf mit 64 Hufen – das ist reichlich – ausgestattet, von denen 4 dem Unterhalt der Pfarrstelle dienen. Diese Ausstattung könnte durchaus unverändert die aus der Zeit der Gründung im 13. Jahrhundert sein. Ansässig sind zu Beginn des 15. Jahrhunderts die aus Ritterfamilien stammenden Belkow und Beerenfelde, später finden sich dann die von Lossow. Der Ortsname dürfte sich aus der Lage an der Biegung eines Bächleins, heute das Biegener Fließ, ergeben haben.

Die Biegener Kirche liegt mitten auf dem noch klar erkennbaren, in seinem nördlichen Teil aber veränderten Dorfanger. Sie besteht aus einem eingezogenen, auf einem hohen Sockel ruhenden, verputzten, wuchtig wirkenden Westturm, dessen unregelmäßiges Feldsteinmauerwerk sich aber unter der Mörtelschicht abzeichnet. Daran schließen sich das Schiff und ein eingezogener Chor mit gerader Ostwand an. Auf der Südseite des Chors findet sich noch eine kleine verputzte Eingangshalle. Schiff und Chor zeigen regelmäßiges Feldsteinmauerwerk, das in den oberen Bereichen starke Ausbesserungen zeigt. Laut den „Kunstdenkmälern“ von 1909 war das Bauwerk zu dieser Zeit wohl vollständig verputzt.
Sämtliche Öffnungen des Gotteshauses wurden verändert. Die vergrößerten Fenster mit Putzfaschen weisen Stichbogenabschlüsse auf. Von den Originalen ist nichts mehr zu sehen. Im Osten gestaltete man die sicher vormals dort vorhandene Dreifenstergruppe zu einer Dreierblende um. Einzig im Norden trifft man noch auf ein vermauertes Spitzbogenportal, welches so annähernde Auskunft über die ursprüngliche Gestaltung der früheren Fenster und Portale gibt.
Im Innern ist der Chor und Schiff verbindende Triumphbogen ebenfalls spitz. Im Jahr 1934 entdeckte man Reste spätgotischer Wandmalereien der Zeit um 1400. Teile davon wurden freigelegt und auch erneuert. So finden sich im Chor Passionsszenen wie das letzte Abendmahl und die Gefangennahme, darüber die Heiligen Andreas und Hedwig. Den Triumphbogen zieren ein Posaunenengel sowie eine niederdeutsche Inschrift. Weiterhin trifft man auf floralen Schmuck sowie an der Südwand den Christus des Weltgerichts in einer Mandorla.
Die Form des erhaltenen Nordportals sowie Mauerwerksqualität und Grundriss weisen das Bauwerk eindeutig ins 13. Jahrhundert. Aus dem späten Mittelalter stammt der Feldsteinunterbau des Turms während sein Backsteinoberteil gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstand. Möglich das hier eine ursprüngliche Fachwerkkonstruktion – vielleicht nach einem Brand – ersetzt wurde. Schaden nahm die Kirche auch am Ende des 2. Weltkrieges, was Restaurationsarbeiten in den Jahren 1949-59 zur Folge hatte.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. IV, 1. Lebus. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin. 2005

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …