Alt Krüssow

Landkreis Prignitz

Repräsentatives vielfach gestuftes Backsteinportal auf der Südseite
Repräsentatives vielfach gestuftes Backsteinportal auf der Südseite

Bischof Heinrich von Havelberg schenkt 1271 den Zisterziensern von Reinfeld in Norddeutschland den Zehnten des Dorfes Crucen. 1367 wird dann ein Crussow erwähnt und 1512/13 die heutige Benennung in lateinischer Form als Criusso antiqua. Der Name lässt sich aus dem Slawischen ableiten und bezeichnet dort die Siedlung eines Mannes namens Krusch.
Natürlich fallen bei der Alt-Krüssower Kirche sofort die für ein ländliches Bauwerk ungewöhnlichen Ausmaße und der reichhaltige Bauschmuck auf. Dies ist aber nicht verwunderlich, war der Ort doch Ziel einer der zahlreichen Wallfahrten des späten Mittelalters. Verehrt wurde hier ein Bild der Heiligen Anna, der Mutter Marias und somit Großmutter Jesu.

Vom Grundriss her ist die ehemalige St-Annen-Kirche ein großer Saalbau mit angefügter Kapelle im Norden. Erst in den Jahren 1879/80 kam der Turm im Westen dazu. Das Bauwerk umzieht ein gefaster Sockel, dessen Fase von Formsteinen gebildet wird. Im unteren Teil bestehen die Außenwände aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk. Dieses ist teilweise steinsichtig verputzt, es finden sich Fugenritzungen und Partien sehr kleinteiligen und mosaikartig wirkenden Backsteinbruchs. Scheinbar entschloss man sich während des Baus zum Wechsel des Materials, was damit zusammenhängen mochte, dass im späten Mittelalter genügend Backstein zu Verfügung stand. Und so wurde der gesamte obere Bereich mit den seitlichen Fenstern in Ziegelbauweise ausgeführt. Hier werden an den Seiten jeweils drei und im Osten vier unter einer Spitzbogenblende vereinigt.
Besonders repräsentativ wirkt das große, später vermauerte, Portal auf der Südseite mit seinem gestuften Formsteingewände. Ein ähnlicher Zugang befand sich ursprünglich auch auf der Westseite. Im Osten fällt natürlich besonders der Staffelgiebel mit seinem reichen Blend- und Maßwerkschmuck ins Auge.
Im Innern überspannt den westlichen Bereich ein Kreuz-, den östlichen und die Kapelle ein Sterngewölbe. Halbfiguren und Teufelsmasken bilden die Konsolen, auf denen die gekehlten Rippen ruhen. Neben der hauptsächlich neogotischen Ausstattung beherbergt die Kapelle einen spätgotischen Schnitzaltar der Zeit um 1470/80 und eine Statue der ehemaligen Patronin, eine Anna selbdritt.
Bekannt ist, das dass Bauwerk 1520 vollendet wurde. Dies bestätigen auch zahlreiche Details seiner Architektur. So besonders das absolut unregelmäßige Feldsteinmauerwerk mit seinen kleinteiligen Backsteinsplittern und das Auftreten von Stichbogenblenden an den Seiten und im Osten.

nach:

Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. 1.1. Kreis Westprignitz. 1909.
Georg Dehio und Gerhard Vinken, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Brandenburg. 2000.
Reinhard E. Fischer, Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …