Der Höhbeck

Landkreis Lüchow-Dannenberg (Niedersachsen)

Blick vom Dach des DDR-Grenzturms zum Höhbeck auf dem linken Elbufer in Niedersachsen

Wir verlassen Lenzen auf der B 195 in Richtung Nordwesten. Gleich am Stadtausgang führt eine Brücke über die Löcknitz, ein Prignitzflüsschen, das im Mittelalter die Stadt gegen potentielle Angreifer von Süden abschirmte. Nach einem kurzen Stück teilt sich die Straße, rechts geht es nach Mödlich und Dömitz, geradeaus ans Elbufer und zum Elberadweg. Hier befindet sich der Sportboothafen, ein kleiner Parkplatz sowie die Anlegestelle der Fähre, welche die Kreise Lüchow-Dannenberg und Prignitz mit einander verbindet. Ein seltsames Bauwerk, ein Turm, errichtet aus Fertigteilen mit einer außen angebrachten Wendeltreppe und Aussichtsplattform auf seinem Dach, steht hier friedlich in der Landschaft und erinnert an Zeiten, in denen es für normale Menschen absolut unmöglich war an diesen Ort zu gelangen. Bis in den November 1989 war die Elbe Grenzfluss, gesichert mit Stacheldraht an Betonpfählen, Scheinwerfern und Patrouillenbooten. Posten in der Einstrich-Keinstrich-Tarnkleidung der DDR-Grenztruppen überwachten in der engen Kammer oben im Turm das Gelände. Als Kerkermeister missbrauchte junge Männer, vergattert dazu jeden Fluchtversuch zu verhindern, selbst wenn es dabei Tote geben sollte. Es lohnt sich, diesem ehemaligen Wachturm aufs Dach zu steigen. Von hier bietet sich ein herrliches Panorama der Elblandschaft. Dominiert wird das Bild vom Höhbeck, einer sogenannten Stauchmoräne. Während der Eiszeit haben die gewaltigen Kräfte der sich vorschiebenden Gletscher hier Sand, Erde und Gestein zusammengepresst und so diesen Hügelzug geschaffen. Darüber erhebt sich der 344 m hohe Sendemast Gartow II, ein rot-weiß-gestrichener Metallgitterturm. Bis 2009 hatte er noch einen etwas kleineren Zwilling. Beide Türme sorgten während des Kalten Krieges für sichere Telefonverbindungen zwischen dem Bundesgebiet und Westberlin, brachten den DDR-Bewohnern die Programme von ARD und ZDF ins Haus und dienten auch ein bisschen der Spionage. Für den Mobilfunk, Windmessungen und Amateurfunker genügte ein Mast und blieb so als weiteres Denkmal der deutschen Teilung erhalten.

Der Eiserne Vorhang fiel vor bald drei Jahrzehnten. Heute herrscht hier tiefster Friede. Unbehelligt gelangen wir zu Anlegestelle der Fähre, lösen eine Ticket für die Überfahrt und setzen aufs andere Ufer über. Geradeaus führt dort die Straße ein kurzes Stück durch die Elbauen und biegt dann nach links. Wer zu Fuß unterwegs ist, wendet sich nach rechts. Hier beginnt der gut ausgeschilderte Wanderweg über den Höhbeck mit seinen Sehenswürdigkeiten. Zahlreiche auf die gesamte Strecke verteilte Schautafeln geben wertvolle Informationen zur Fauna und Flora, zu Geographie und Geschichte. Nach kurzem Aufstieg erreicht man einen Parkplatz plus Aussichtsturm. Auch hier bieten Tafeln auf jedem Treppenabsatz Interessantes zur Geographie des Ortes. Oben angekommen genießt man die weite Sicht über die umliegende Landschaft, den Flusslauf und die Stadt Lenzen mit ihren Türmen.

Noch ein kurzes Stück durch den Wald und wir erreichen den „Kaffeegarten Schwedenschanze“ direkt hineingebaut in einen slawischen Rundwall. Selbstverständlich gibt es hier auch kühles Bier und schmackhafte Speisen.

 

Nach einigem auf und ab über die bewaldete Höhen öffnet sich der Blick auf eine große, nur mit wenigen Bäumen bestandenen rechteckige Fläche. Wir haben das castellum hohbuoki, wie es in den Fränkischen Annalen aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts genannt wird, vor uns. Zu der Zeit war Karl der Große in den lang andauernden Sachsenkriegen bis zur Elbe vorgedrungen und hatte auch Auseinandersetzungen mit slawischen Stämmen diesseits und jenseits des Flusses. So diente das Kastell der Sicherung der fränkischen Reichsgrenze. Drei Holzfiguren stellen fränkische Krieger dar und ein Wegweiser zeigt auf die verschiedenen damals bedeutenden Orte.

Elblandschaft unterhalb des Höhbeck kurz vor Vietze

Wandert man jetzt hinab zum Dorf Vietze westlich unterhalb des Höhbeck, erwarten den Wanderer immer wieder beeindruckende Bilder der Elbauen. Im Dorf lohnt sich ein Besuch des dortigen Heimatmuseums und der mittelalterlichen Kapelle auf dem Friedhof links an der Straße nach Meetschow. Das kleine Gotteshaus wurde aus unregelmäßigem Feldsteinmauerwerk, wie es im späten Mittelalter üblich war, errichtet. Für die Gewände der Fenster und des Spitzbogenportals auf der Südseite dagegen fand Backstein Verwendung. Sehenswert ist auch der spätgotische Altaraufsatz mit seinen zahlreichen Schnitzfiguren.

 

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …