Netzen

Landkreis Potsdam-Mittelmark

Schon 1190 wird ein Burchardi sacerdotis (Pfarrer) de Nydecem erwähnt. Der Name könnte sich vom polabischen Personennamen Nedesim ableiten. Von 1241 bis 1542 gehört der Ort zu den Lehniner Klosterdörfern. Das Landbuch von 1375 verzeichnet bescheidene 25 Hufen, von denen eine dem Unterhalt der Pfarrstelle dient. 13 Kossäten sind ansässig. Zu dieser Zeit war die Abgabenlast Netzens halbiert, da kurz vorher die von Wulffen das Dorf verwüstet hatten – dies vielleicht für einen Neubau der Kirche.

Sie ist heute ein einfacher Rechtecksaal mit eingezogenem Westturm. Das Schiff ist teilweise verputzt, wobei die spätgotischen Bereiche bewusst freigelassen wurden. Sie zeigen ein für die Zeit nach 1400 typisches Backsteinmauerwerk, den „Gotischen Verband“, bei dem immer ein Binder auf zwei Läufer folgt. Der Turm besteht im unteren Teil aus unregelmäßigen Feldsteinen, oberhalb des Sockels mit Backsteinkanten. Beim oberen Bereich handelt es sich um eine verputzte Fachwerkkonstruktion, die von einem Spitzhelm bekrönt wird.
Auf der Südseite findet sich ein zugesetztes Spitzbogenportal, flankiert von zwei Rundblenden. Alle Gewände bestehen aus profilierten Formsteinen. In den Rundblenden lassen sich noch schwach die Reste verblasster Malereien erkennen. Sämtliche Fenster haben Stichbogenabschlüsse.
Ohne Zweifel, dafür sprechen die Mauerwerksausführung und das Südportal, wurde das Gotteshaus im 15. Jahrhundert errichtet. Gewissen Parallelen finden sich zur Kirche in Radewege. So ist auch möglich, dass ursprünglich hier im Osten ein Dreiseitenchor den Abschluss bildete.
Der Turm dürfte etwas später, vielleicht um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert angefügt worden sein. Im 18. Jahrhundert wurde das Bauwerk um 6 m verlängert und 1 m aufgestockt. Aus dieser Zeit stammen wohl auch die heutigen Fenster und der obere Bereich des Turms. Vielleicht erst im 19. Jahrhundert bekam dieser dann seinen Spitzhelm. Ein Umgestaltung des Innenraums erfolgte im Jahr 1934.

nach:

Engeser, Stehr 1999-2004

Zeitreisen in der Mark Brandenburg und anderswo …